NLP: Was ist Neuro-Linguistisches Programmieren und wie nutzt man es?

NLP ist eine bekannte Coaching-Methode, die große Erfolge verspricht. Aber wie funktioniert neurolinguistisches Programmieren, und was bewirkt es wirklich? Dieser Artikel befasst sich objektiv mit dem Thema und liefert Antworten.
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Lesezeit 14 Minuten

NLP ist eine sehr bekannte, aber nicht unumstrittene Methodik zur Selbstoptimierung und Lebensgestaltung. Sie basiert auf dem Konzept des Modeling, welches in den 70er Jahren von John Grinder und Richard Bandler, den Gründern von NLP entwickelt wurde. Seitdem wurde NLP um viele neue Techniken erweitert und ist heute eine der bekanntesten Coaching-Methoden für persönlichen und beruflichen Erfolg. Auch Tony Robbins, wohl einer der bekanntesten Speaker und Erfolgstrainer, beruft sich in seinen Seminaren und Büchern auf bekannte Techniken von NLP. 

NLP ist die Abkürzung für neurolinguistisches Programmieren. Der ein oder andere kann sich jetzt vielleicht schon vorstellen, um was es geht. Neuro steht für unser Nervensystem und entsprechend unsere fünf Sinne, Linguistik beinhaltet sprachliche Aspekte und Programmierung bezieht sich auf die Neuausrichtung unseres Verhaltens und unserer Gedanken. Damit soll es möglich sein, innerhalb kürzester Zeit große Verhaltensänderungen zu bewirken und langwierige Lernprozesse (Trial-and-Error) zu überspringen. Nicht verwunderlich also, dass sich NLP großer Beliebtheit erfreut. 

Es gibt aber auch kritische Stimmen. Diese werfen NLP-Praktikern vor, dass es sich um eine unwissenschaftliche und sogar manipulative Methode handelt, die als teures Wundermittel zur Lösung aller Probleme verkauft wird, aber keine Wirkung erzielt. Auch das sind berechtigte Meinungen, denn NLP hat durchaus seine negativen Seiten. Dazu gehört, dass NLP keine geschützte Methode ist und in der Durchführung von Coach zu Coach unterschiedlich gearbeitet wird. NLP ist nicht standardisiert, es haben sich aber verschiedene Vereine darum gekümmert und zumindest länderspezifische Standards festgelegt. Auch John Grinder kritisiert, dass es heutzutage viele schlecht ausgebildete Menschen gibt, die vorgeben NLP-Trainer zu sein. 

Dieser Artikel richtet sich an alle, die mehr über NLP erfahren möchten und nach unabhängigen Informationen suchen. Denn hier wird es nicht nur um die Vorteile, sondern auch die Nachteile bzw. die Berechtigung vorhandener Kritik gehen. Nach diesem Artikel wird jeder in der Lage sein, NLP für sich zu überprüfen, kleinere Übungen durchzuführen und seriöse Coaches zu finden. Wer noch tiefer einsteigen möchte, findet zum Schluss verschiedene Quellen zur Vertiefung und Informationen zur Ausbildung als NLP-Coach.  

Wie funktioniert NLP? 

Was ist NLP

NLP kann man sich als eine Art Werkzeugkoffer mit verschiedenen Tools zur Lösung von Problemen oder zur Erreichung von Zielen vorstellen. Diese Tools bezeichnet man im NLP als Formate. Sie stellen eine bestimmte Abfolge von Handlungen bzw. Gedankenprozessen dar, durch die man von einem NLP-Trainer geführt wird. Welche das sein können, wird im nächsten Kapitel genauer erklärt. Innerhalb der Formate gibt es nochmal unterschiedliche Variationen, die andere Ergebnisse herbeiführen. Meist spielen unsere Sinne, im NLP auch VAKOG genannt, eine wichtige Rolle. Die Abkürzung VAKOG steht für visuell (sehen), auditiv (hören), kinästhetisch (fühlen), olfaktorisch (riechen) und gustatorisch (schmecken). 

Auch wenn es inzwischen unzählige Variationen und Formate gibt, basiert NLP auf einer Methode: dem Modeling. Dabei handelt es sich um die Analyse erfolgreicher Menschen, um deren Verhaltensmuster herauszufinden und anschließend zu adaptieren. Richard Bandler und John Grinder entwickelten diese Methode, indem sie drei erfolgreiche Therapeuten mit unterschiedlichen Ansätzen analysierten und sehr ähnliche Verhaltensmuster feststellten. Diese Verhaltensmuster wurden festgehalten und so formuliert, dass sie andere verstehen und adaptieren konnte. Diese Entdeckung rückte die Theorie in den Vordergrund, dass nicht Fachwissen und Kompetenz, sondern Verhalten und Kommunikation primär für den Erfolg in unterschiedlichen Bereichen verantwortlich sind. 

Heute ist NLP weit mehr als ein Verhaltensmuster für Therapeuten, beinhaltet aber immer noch das Format des Modellings, mehr dazu später. Der Ablauf eines NLP-Coachings ist nicht standardisiert, da es sich bei NLP wie schon erwähnt um eine umfangreiche Toolbox aus verschiedenen Formaten handelt, die je nach Bedarf eingesetzt werden können. Zunächst geht es also darum, eigene Probleme zu identifizieren und daraus Ziele zu definieren. Erst dann ist es dem NLP-Coach möglich, ein entsprechendes Format zu wählen und die Arbeit zu beginnen. Innerhalb der Formate wird oft mit Autosuggestion, Dissoziation, Reframing und Ankern gearbeitet, wobei letzteres eine eigene NLP-Methode ist. 

  • Autosuggestion: Beeinflussung des Unterbewusstseins durch ständige Wiederholung bestimmter Sätze oder Gedanken (Bsp. Visualisierung). 
  • Dissoziation: Spaltung von Erfahrungen in einzelne Komponenten. 
  • Reframing: Umdeutung einer vergangenen Situation, um dieser einen anderen Kontext (Rahmen) zu geben und anders mit ihr umzugehen. 
  • Ankern: Verknüpfung von Gefühlen und Emotionen mit bestimmten Handlungen, Gegenständen oder einprägsamen Sinneseindrücken. 

NLP Methoden erklärt 

1. NLP Ankern 

Das sogenannte Ankern ist wahrscheinlich eine der bekanntesten Formate im NLP und kann in den unterschiedlichsten Variationen ausgeführt werden. Es dient z.B. dazu, einen bestimmten Gefühlszustand auf Knopfdruck abzurufen, um negativen Einflussfaktoren entgegenzuwirken. Wenn man zum Beispiel ungeduldig ist und ein Stau auf dem Weg zur Arbeit die eigene Laune stark herunterzieht, könnte man den Zustand “Gelassenheit” ankern und in jeder passenden Situation hervorrufen. Ein kinästhetischer Anker wäre hier am geeignetsten, z.B. das Antippen einer bestimmten Körperstelle. 

Das Ziel hinter Ankern ist, äußere Umstände nicht für innere Zustände verantwortlich sein zu lassen. Jeder Sinneseindruck ist mit einem bestimmen Gefühl verankert, ohne dass wir das bewusst vornehmen. Ein gutes Beispiel sind Gerüche, mit denen vergessen geglaubte Erinnerungen wach gerufen werden können oder Musik, die einen in positive oder negative Zeiten zurückversetzen kann. Durch Ankern im NLP soll es möglich sein, gezielt Brücken zwischen Sinneseindrücken und Gefühlslagen herzustellen, sodass man sich zu jeder Zeit bewusst in unterschiedliche Emotionslagen versetzen kann. Anker können daher auch visuell, auditiv, olfaktorisch und gustatorisch sein. Der Vorteil an kinästhetischen Ankern ist aber, dass man sie jederzeit ohne zusätzliches Equipment durchführen kann.

Aber wie genau setzt man einen Anker? 

Zunächst braucht man ein bestimmtes Ziel. In dem Fall ist das ein konkreter Gefühlszustand, den man in seinen Alltag integrieren und abrufbar machen möchte. Wie oben aufgeführt, kann es sich dabei z.B. um den Zustand Gelassenheit handeln. Als Hilfestellung kann man auch die drei Grundbereiche im NLP bzw. deren Unterkategorien lesen und sich aus vielen verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften einen eigenen Mix, im NLP oft Cocktail genannt, zusammenstellen. Das sind u. a. folgende Eigenschaften: 

  • Liebe, Wärme, Mitgefühl, Empathie, Freundlichkeit, Anerkennung. 
  • Kraft, Willenskraft, Stärke, Energie, Fokus, Ausdauer, Ehrgeiz.
  • Humor, Leichtigkeit, Gelassenheit, Geduld, Entspannung, Ruhe. 

Sobald man ein Ziel definiert hat, kann es losgehen. Für die Durchführung braucht man allerdings eine zweite Person, die einen durch den Prozess führt. Grund dafür ist die sogenannte VAKOG-Trance, die durch einen NLP-Trainer oder eine andere Person herbeigeführt werden muss. Bevor es losgeht, sollte man sich in eine ungestörte und gemütliche Atmosphäre begeben. Dann ruft man sich eine Situation ins Gedächtnis, in der man den angestrebten Zustand bereits erlebt hat. Wichtig ist, dass die Gefühle zu diesem Zeitpunkt intensiv und präsent waren, sodass man sich leichter in die Situation zurückversetzen kann. Jetzt schließt man die Augen und die andere Person beginnt gezielte Anweisungen und Fragen zu den damaligen Sinneseindrücken zu stellen: 

  1. Tue so, als ob es jetzt wäre! 
  2. Schau, was es zu sehen gibt! 
  1. Während du schaust, kannst du etwas hören? 
  2. Wie fühlt sich dein Körper an, was fühlst du? 
  3. Gibt etwas zu riechen oder zu schmecken? 
  4. Wo fühlst du deinen Zielzustand am stärksten? 

Ziel dieser Befragung ist es, den Gegenüber so stark in die vergangene Situation zu versetzen, dass er sie quasi nochmal erlebt. Der Gegenüber befindet sich dann in der sogenannten VAKOG-Trance. Wer sich mit Themen wie Visualisierung und Manifestation beschäftigt, kennt dieses Vorgehen vermutlich. Es geht darum, die Situation inkl. aller Sinneseindrücke nochmal durchleben zu können. Sobald der Zielzustand seinen Höhepunkt erreicht hat, setzt man den Anker. Das kann z.B. eine bestimmte Bewegung oder Berührung sein, wie mit dem Daumen auf den Zeigefinger zu tippen. 

Jetzt öffnet man seine Augen und wartet, bis man sich wieder ganz in seinem Normalzustand befindet. Sobald man sich neutral fühlt, testet man den Anker und beobachtet, ob der gewünschte Zustand eintritt. Falls nicht, wiederholt man die Übung am besten noch ein paar mal mit gewissem zeitlichen Abstand und nutzt ggf. eine andere, oder wenn vorhanden, eine stärkere Erinnerung für die VAKOG-Trance. Hat der Anker funktioniert, sollte man in der Lage sein, den gewünschten Zustand innerhalb weniger Sekunden zu erreichen, indem man den festgelegten Anker betätigt. 

2. Modeling

Modeling gehört zu den Kernelementen von NLP und bezeichnet die erste Methode, die von John Grinder und Richard Bandler in den 70er Jahren entwickelt wurde. Sie basiert auf der Annahme, dass der Erfolg mit Patienten im Therapiebereich maßgeblich von bestimmten Verhaltensmustern und weniger vom Fachwissen der Therapeuten abhängig ist. Durch genaue Beobachtung der Person werden diese Verhaltensmuster analysiert und festgehalten, um daraus ein Verhaltenskonzept zu erstellen. Dann werden die Verhaltensmuster adaptiert, also gelebt und man soll im jeweiligen Bereich wesentlich besser performen.

Soweit die Übersicht, jetzt zu den konkreten Schritten: 

Zunächst braucht man ein Ziel, also eine Verhaltensweise, Fähigkeit oder Position, die man gerne erreichen würde. Dann sucht man sich eine Person aus, die in diesem Bereich bereits sehr erfolgreich ist. Es muss sich dabei nicht um eine prominente oder in der Öffentlichkeit bekannte Person handeln. Meist findet man die gewünschten Eigenschaften auch innerhalb seines Umfelds, was einem die Analyse natürlich erleichtert. Da jede Person in unterschiedlichen Situationen unterschiedliche Verhaltensmuster hat, sollte man in der Analyse klar differenzieren. Möchte man z.B. besser im Umgang mit Mitarbeitern werden, spielt der Umgang mit der Familie bei der beobachteten Person keine Rolle. 

Jetzt beginnt das eigentliche Modeling. Zunächst muss man die Person natürlich etwas beobachten, um relevante Verhaltensmuster abzuschauen. Beim Modeling geht es aber nicht um die Erstellung eines theoretischen Profils, sondern die direkte Adaption des Verhaltens in entscheidenden Situationen. Erst später filtert man heraus, was genau zum gewünschten Erfolg beigetragen hat. Im Prinzip schlüpft man nochmal in die Rolle eines kleines Kindes, welches sein Verhalten von einer Vorbildperson, z.B. der Mutter, übernimmt. Man kopiert also nicht nur offensichtliches, sonders auch Details, die vielleicht erstmal unbedeutend scheinen, z.B. Mimik, Blickrichtung, Körpersprache, Gestik, Atmung oder Tonlage. 

Nach unbestimmter Zeit, es kann sich je nach Ziel um Tage, Wochen, Monate oder Jahre handeln, sollten im besten Fall die ersten Veränderungen bemerkbar werden. Erreicht man das gewünschte Ziel, beginnt man langsam einzelne Verhaltensweisen auszusetzen, um deren Relevanz zu überprüfen. So filtert man die Eigenschaften heraus, die wirklich entscheidend für sichtbare Veränderungen sind. Aus diesen wird jetzt ein schriftliches Modell erstellt, welches leicht verständlich vermittelt und auf eine andere Person übertragen werden kann. So profitieren mehrere Menschen von einem Modeling-Prozess. 

3. Pacing und Leading 

Pacing und Leading sind zwei aufeinander aufbauende Kommunikations-Methoden, um Gesprächspartnern auf Augenhöhe zu begegnen, Sympathie aufzubauen und Gespräche anschließend in die gewünschte Richtung zu lenken. Im NLP wird das auch Rapport aufbauen genannt. Umgangssprachlich könnte man sagen: mit dem anderen auf gleicher Wellenlänge sein. Schafft man es, diese Ebene in kürzester Zeit aufzubauen, hat das viele Vorteile und erleichtert die Kommunikation ungemein. Mit Pacing und Leading soll genau das möglich werden. 

Pacing beruht auf der Annahme, dass eng verbundene Menschen unbewusst Verhaltenseigenschaften des jeweils anderen übernehmen. Bei NLP wird dieser Effekt umgedreht, indem man Verhaltenseigenschaften einer anderen Person übernimmt, die einem noch nicht nahesteht. Ähnlich wie beim Modeling adaptiert man Verhaltensweisen, die von der anderen Person während dem Gespräch ausgeführt werden. Dazu zählen zum einen die äußerlichen Merkmale, also Sitzhaltung, Körpersprache, Blickbewegungen, Atmung etc., aber auch auditive Eigenschaften wie Sprachrhythmus, Betonung, Wortwahl oder Sprechtempo. Wichtig ist natürlich, dass man das Ganze nicht zu offensichtlich macht. 

Folgt das Gespräch einem bestimmten Ziel, kann man im nächsten Schritt zum Leading übergehen. Wie der Name schon vermuten lässt, steht Leading für die Übernahme der Gesprächsführung. Wichtig ist, dass man sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf einer Wellenlänge mit dem Gegenüber befindet. Im NLP steht Leading auch für die Herbeiführung einer Win-win-Situation. Das bedeutet, es geht um konstruktive Gesprächsführung, bei der auch die Interessen des anderen wichtig für das Ergebnis sind. 

NLP Ausbildung – Überblick der Möglichkeiten

Auch wenn NLP eigentlich nicht standardisiert ist, haben sich verschiedene Vereine darum gekümmert und zumindest länderspezifische Standards festgelegt. In Deutschland kümmert sich der DVNLP um diese Aufgabe. Auf der Website des DVNLP befinden verschiedene Datenbanken zertifizierter Trainer und Ausbilder, die für eine hochwertige NLP Ausbildung empfohlen werden. In Deutschland ist NLP nicht als Therapiemethode anerkannt, weshalb die Ausbildung keine gesetzlichen Standards enthält oder als Berufsausbildung gilt. 

Im NLP gibt es verschiedene Ausbildungsstufen, die in Practitioner, Master, Advanced Master, Trainer, Lehrtrainer, Lehrcoach und Lehrmediator gestaffelt werden. Zusätzlich gibt es zwei Abzweigungen – Mediator und Coach. Natürlich muss man bei weitem nicht alle Ausbildungsstufen durchlaufen, um NLP anzuwenden oder anderen Menschen beizubringen. Letztere Stufen sind wichtig, wenn man NLP hauptberuflich weitergibt und selbst Ausbilder der verschiedenen Stufen werden möchte. Für die einfache Anwendung, reichen Einsteigerseminare und das Practitioner-Programm völlig aus. 

Bei Einsteigerseminaren handelt es sich um mehrtägige Veranstaltungen, in denen einem die NLP-Grundlagen beigebracht werden. Das standardisierte NLP-Basic Seminar beinhaltet z.B. 36 Stunden Training verteilt auf mind. 5 Tage. Dabei werden einem nach DVNLP Standard mind. 11 verschiedene NLP-Grundlagen und Techniken vermittelt. Die Kosten liegen grundsätzlich unter 1.000, manchmal sogar unter 500 Euro.

1. NLP Practitioner Ausbildung 

Der Practitioner ist die erste richtige Ausbildungsstufe und umfasst mind. 130 Stunden sowie eine Prüfung. Enthalten sind um die 22 Ausbildungsinhalte, zu denen auch die oben erklärten Techniken gehören. Nach Abschluss prüft ein Test, ob man die wichtigsten Grundlagen der Ausbildung verstanden hat. Zum Schluss gibt es ein entsprechendes Zertifikat, welches den Abschluss als Practitioner bestätigt. Die Preise für eine solche Ausbildung liegen bei über 1.000 €. Wichtig ist, dass die Begrifflichkeiten Practitioner, Master etc. nicht vom DVNLP stammen. Gleichnamige Kurse sind also nicht automatisch durch den DVNLP zertifiziert. Einige NLP-Trainer schließen sich auch anderen Zertifizierungsstellen an oder zertifizieren selbst. 

2. NLP Master Ausbildung 

Wer an der Master-Ausbildung teilnehmen will, braucht ein abgeschlossene Ausbildung als Practitioner. Der zeitliche Einsatz liegt wieder bei mind. 130 Stunden, die auf mind. 18 Tage verteilt sind. Abschließend gibt es einen schriftlichen Test, der mit einem praktischen Test ergänzt werden kann. Als Master lernt man vor allem Inhalte, die über die persönliche Anwendung hinausgehen. Dazu gehören z.B. die Arbeit mit Gruppen, Teams und Familien, Verhandlungsstrategien und berufsspezifische Anwendungen. Auch der etwas komplexere Bereich des Modeling wird umfangreich gelehrt. Dabei werden die verschiedenen Inhalte nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch vorgeführt. Preislich liegt die Ausbildung ungefähr beim Practitioner.

3. Advanced NLP Master Ausbildung 

Die optionale Advanced Master Ausbildung bietet nochmal berufsspezifische Ergänzungen zur Master Ausbildung und umfasst mind. 65 Stunden. Dabei ist auch die Fokussierung auf einzelne bestimmte Berufsfelder möglich, wie z.B. Pädagogik, Sport oder Business. Inhaltlich werden vor allem Techniken vertieft, die bereits in der Master Ausbildung thematisiert wurden. Dazu gehören z.B. die Arbeit mit Glaubenssätzen, Meta Programme und Core Transformation. Um den Rahmen des Artikels nicht zu sprengen, wird darauf nicht näher eingegangen. NLP umfasst mittlerweile unzählige Techniken, die alle einen ganzen Artikel füllen könnten. Die Preise unterscheiden sich nicht groß von den vorherigen Ausbildungseinheiten.

4. NLP Trainer Ausbildung 

Der Schwerpunkt dieser Ausbildung sind NLP-Präsentationstechniken und die Arbeit mit Gruppen. Voraussetzungen sind eine abgeschlossene Master-Ausbildung sowie mind. zwei Jahre Berufserfahrung nach der Practitioner Ausbildung. Der zeitliche Rahmen liegt ebenfalls bei mind. 130 Stunden. Als Trainer ist man in der Lage, mit Gruppen zu arbeiten und lernt in der Ausbildung die entsprechenden Fähigkeiten dafür. Es geht also vor allem um die Vermittlung von NLP und geeignete Präsentationstechniken. 

5. Coach oder Mediator 

Nicht verpflichtende Zusatzausbildungen, falls man NLP im Rahmen seines Berufs nutzen oder einen Beruf im NPL-Bereich ausüben möchte, sind die Qualifikationen als Coach oder Mediator. Beide Ausbildungen dauern nochmal 130 Stunden, die Advanced Mediator Ausbildung sogar 200 Stunden. Die Voraussetzung für die Teilnahme ist entweder ein NLP Practitioner oder Master. Mit abgeschlossenem Master erhält man den entsprechenden Titel Advanced Mediator oder Master Coach. Die Coach-Ausbildung ist für alle, die selbst NLP-Coach werden möchten und beinhaltet zusätzliche Themen wie Kundenakquise, Marketing, Coaching-Methoden und ethische Grundhaltung. Die Abschlussarbeit ist etwas komplexer und umfasst ein eigenes Coaching-Konzept, drei ausführliche Falldokumentationen und ein persönliches Profil als Coach. Das Mindestalter beträgt 25 Jahre. 

Die Mediatoren-Ausbildung erfüllt die gesetzlichen Anforderungen an die  Mediationsausbildungsverordnung und qualifiziert einen zum zertifizierten NLP-Mediator. Als Mediator vermittelt man zwischen zwei Konfliktparteien und bestimmt bzw. moderiert den Ablauf bis zur konstruktiven Problemlösung. Entsprechend beinhaltet die Ausbildung viele verschiedene Themen rund um Verfahrensabläufe, Konfliktlösung, Kommunikationstaktiken, rechtliche Aspekte, Verhandlungsmethoden und Gruppenarbeit. Die Abschlussarbeit umfasst einen 20-seitigen Text, der persönliche Interessen mit Mediations-Inhalten verknüpft.

Weitere Ausbildungen 

Die drei weiteren Ausbildungsstufen Lehrcoach, Lehrtrainer und Lehrmediator sind für die meisten vermutlich erstmal nicht relevant. Hierbei handelt es sich nicht um eigene Ausbildungen, sondern Auszeichnungen, die unter gewissen Voraussetzung vergeben werden. Dazu gehören z.B. Berufserfahrung, Assistenzjobs bei Ausbildungen, 500 Stunden Erfahrungen bei mind. 6 Teilnehmern, Fachwissen und 150 Stunden Fortbildung. Sobald man dann ein zertifizierter Lehrtrainer ist, kann man die oben genannten Ausbildungen selbst durchführen und z.B. Practitioner Ausbildungen geben. 

Der Weg bis zum Lehrtrainer ist nicht gerade einfach und erfordert einen hohen zeitlichen, aber auch finanziellen Einsatz. Pro Ausbildungseinheit zahlt man einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag, wodurch insgesamt Kosten in 5-stelliger Höhe entstehen. Für den Eigenbedarf, also nur für die persönliche Nutzung von NLP, gibt es jedoch viele Veranstaltungen, Seminare oder Einzelcoachings, die deutlich günstiger sind. Eine NLP-Ausbildung geht über den Eigennutzen hinaus und versteht sich als Investment. Denn als zertifizierter NLP-Coach bzw. Trainer lässt sich je nach Qualität der Dienstleistung auch ein Unternehmen aufbauen

Kritik am neurolinguistischen Programmieren

Neben den vielen positiven Berichten über NLP, gibt es auch eine kritische Ansicht, die besonders im wissenschaftlichen Kontext Anklang findet. Der größte Kritikpunkt ist dabei, dass die Wirksamkeit von NLP noch nicht wissenschaftlich belegt wurde bzw. die wenigen vorhandenen Studien keine ausreichenden Daten liefern, um wissenschaftlich relevant zu sein. Bestärkt wird die Kritik dadurch, dass eine NLP-Theorie sogar wissenschaftlich widerlegt wurde. Dabei handelt es sich um die Annahme, dass sich aus den Pupillenbewegungen des Gegenüber bestimmte Charaktereigenschaften einer Person ablesen lassen. Prof. Dr. Uwe Kanning, ein Wirtschaftspsychologe der Hochschule Osnabrück, hat sich der Problematik zweier Modelle etwas genauer angenommen.

NLP Prof Dr Uwe Kanning

Modeling beschreibt das Adaptieren möglichst vieler Charaktereigenschaften und Verhaltensweisen einer Person in unterschiedlichen Bereichen. Durch Aneignung dieser Eigenschaften soll man dann die gewünschten Erfolge erzielen. Kanning kritisiert, dass bei diesem Prozess äußerliche Faktoren, aber auch Kompetenz völlig ignoriert werden. Eine Person könnte z.B. nur so erfolgreich sein, da sie von ihren Eltern stark gefördert wurde, eine gute Ausbildung erhalten und dadurch ein entsprechendes Netzwerk geknüpft hat. Gegebenheiten, die durch das Kopieren von Verhaltensweisen offensichtlich nicht erreicht werden können. Ein anderer Punkt ist, dass man sich sehr viele Verhaltensweisen aneignen muss, die eigentlich unterbewusst gesteuert werden. Diese konstant zu kontrollieren sei so gut wie unmöglich, da allein schon die konstante Änderung einer Gewohnheit höchste Konzentration verlangt (z.B. kontrolliertes Atmen). 

Zum Thema Ankern gibt es kleinere Studien, die allerdings nicht die nötigen Gütekriterien einer wissenschaftlichen Arbeit erfüllen. Eine Studie hat die Wirksamkeit von Ankern zur Auflösung einer Schlangenphobie untersucht, die andere zur Auflösung von Sprechangst. Erstere Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine Schlangenphobie zwar nicht aufgelöst werden konnte, die jeweils betroffenen Personen aber entspannter reagierten, als sich eine Schlange im selben Raum befand, zweitere Studie konnte kein Ergebnis in Bezug auf Sprechangst feststellen. Ebenfalls zweifelt Kanning an, dass sich bestimmte Emotionen durch einen Anker-Prozess ausreichend genug festigen lassen, um diese auf Knopfdruck jederzeit abrufen zu können. 

Fazit – Neurolinguistische Programmierung

Zweifellos steckt hinter NLP eine große Industrie, die nicht nur positive Seiten hat. Da NLP nicht geschützt oder standardisiert ist, hat jeder Coach mehr oder weniger freie Hand, was Vermarktung und Anwendung betrifft. Wie in jedem Markt gibt es auch in der NLP-Szene schwarze Schafe, die mit falschen Versprechungen werben und zu viel Geld für unzureichende Leistung verlangen. Bevor man etwas bucht, sollte man sich also gut informieren. 

Dass eine Wirkung bisher wissenschaftlich nicht belegt werden konnte, kann mehrere Ursachen haben. Zum einen, gab es bisher keine großen Studien zu dem Thema, die eine Wirkung hätten belegen können, zum anderen ist NLP ein so umfangreiches Gebiet, dass Aussagen wie NLP wirkt oder wirkt nicht überhaupt keine Aussagekraft haben. Die Vielzahl an Methoden und Herangehensweisen machen eine Verallgemeinerung fast unmöglich. 

Insgesamt ist fraglich, ob etwas wissenschaftlich belegt sein muss, damit es einzelnen Menschen helfen kann. Im medizinischen Bereich macht das natürlich Sinn und wenn ein NLP-Trainer vorgibt, Krankheiten heilen zu können, sollte man definitiv hinterfragen. Bei persönlichen Problemen oder Maßnahmen zur Lebensverbesserung reichen aber manchmal auch einfach Gespräche, um sich seinen Zielen näherzukommen. NLP ist ein persönlicher Prozess, bei dem jedem Teilnehmer im Optimalfall individuell geholfen wird. 

Vielleicht reicht es ja, sich durch Ankern zumindest daran zu erinnern, gelassener zu bleiben, oder man lernt durch Modeling Verhaltensweisen, die einen zwar nicht zur anderen Person machen, aber in bestimmten Situationen stärken. Am Ende hilft nur eins: Ausprobieren und herausfinden, ob die Methoden für einen selbst funktionieren, viel hinterfragen und nicht alles für bare Münze nehmen, was einem im Vorfeld von NLP versprochen wird. 

Für alle, die sich noch tiefer in das Thema einarbeiten möchten, gibt es hier noch eine Reihe von bekannten Trainern, Seminaren und Büchern.  

NLP Seminare und Bücher 

NLP

NLP gehört zu den beliebtesten Tools, wenn es um Coaching in den Bereichen Karriere, Erfolg und Selbstoptimierung geht. Auch einige namhafte Trainer, wenden NLP-Methoden an oder berufen sich zumindest darauf.

  • Tony Robbins: Wer sich bereits mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt hat, wird diesen Namen vermutlich kennen. Es handelt sich um den wahrscheinlich weltweit bekanntesten Erfolgscoach. In seinem Buch Das Robbins Power Prinzip werden viele Methoden vermittelt, die zumindest ihren Ursprung im NLP haben. Robbins selbst, hat NLP laut eigenen Aussagen direkt von Gründer John Grinder gelernt. 
  • Denys Scharnweber: Gehört zu den bekannteren Coaches im deutschsprachigen Raum und ist auch auf wichtigen Bühnen, wie z.B. von Greator zu finden. Auf YouTube findet man unter seinem Namen bereits viele kostenlose Informationen zu NLP, die Seminare sind allerdings eher im hochpreisigen Premium-Bereich angesiedelt. 
  • John Grinder: Eine der besten Quellen, um sich in dem Bereich Thema weiterzubilden, sind natürlich die Gründer selbst. Einer davon ist John Grinder, der mit seiner NLP-Academy nicht nur viele Videos auf YouTube veröffentlicht hat, sondern immer noch Seminare veranstaltet, auch online. Diese sind zwar nicht besonders günstig, im Verhältnis zu anderen Coaches auch nicht überteuert und durchaus leistbar. 
  • Richard Bandler: Auch der zweite Mitgründer von NLP veranstaltet noch Seminare und hat viele Vorträge und Interviews gehalten, die zum Teil auf YouTube zu finden sind. Zusätzlich gibt es einige Bücher von ihm, zum Teil in Zusammenarbeit mit anderen Personen, wie zum Beispiel Metasprache und Psychotherapie oder Kommunikation und Veränderung. Diese Bücher sind auch auf Deutsch erhältlich. 

Eine Übersicht relevanter Bücher zum Thema NLP sowie Veranstaltungen in Deutschland, findet man auf der Seite des deutschen NLP-Vereins: dvnlp.de


FAQ – Häufig gestellte Fragen


• Was ist NLP?

NLP ist die Abkürzung für neurolinguistisches Programmieren und bezeichnet eine in den 70er Jahren entwickelte Methodik zur Selbstoptimierung. Die Methoden von NLP werden vor allem im wirtschaftlichen Bereich oder Erfolgscoachings eingesetzt. Einer der bekanntesten Anwender ist Tony Robbins.

• Wie nutzt man NLP?

Das Anwendungsgebiet von NLP ist sehr breit, nicht standardisiert und wird stets weiterentwickelt. Die Kernmethode von NLP ist das sogenannte Modeling, bei dem die Verhaltensweisen erfolgreicher Menschen analysiert, festgehalten und adaptiert werden, um im jeweiligen Bereich selbst erfolgreich zu werden. 

Wie lernt man NLP?

Es gibt viele Coaches, die NLP-Ausbildungen anbieten. Von Info-Abend über Tagesseminare bis hin zu umfangreichen Ausbildungen. Eine Übersicht zertifizierte Trainer und deren Veranstaltungen findet man auf der Website des deutschen NLP-Vereins DVNLP. Eine günstigere Alternative sind Bücher oder Online-Kurse. 


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