Intrapreneurship: Erfolgreich innerhalb eines Unternehmens gründen

Als Angestellter eigene Ideen im aktuellen Unternehmen umsetzten - Worauf es beim Intrapreneurship ankommt und wie man am besten vorgeht, um langfristig erfolgreich zu werden, wird in diesem Blogartikel beleuchtet.
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Lesezeit 14 Minuten

Viele Menschen im Angestelltenverhältnis würden gerne ihren eigenen Ideen und Projekten nachgehen, mehr Verantwortung tragen oder ein höheres Einkommen erwirtschaften, können oder wollen aber nicht auf die Sicherheit eines festen Arbeitsverhältnisses verzichten. Wer ein Unternehmen gründet, riskiert nämlich entweder sein festes Einkommen oder muss nebenberuflich viel Zeit in die Gründung investieren. Zwei Voraussetzungen, die nicht für jeden möglich sind. Aber braucht es wirklich ein eigenes Unternehmen, um sich selbst zu verwirklichen und mehr Geld zu verdienen?

Recherchiert man nach den Themen Unternehmertum und Geld verdienen, dreht sich ein Großteil der Suchvorschläge um Selbstständigkeit, verschiedene Geschäftsmodelle oder die nebenberufliche Gründung. An sich sind diese Möglichkeiten auch eine wirklich gute Chance, aber vielleicht nicht die beste Variante für jeden. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2020 sind die Hauptmotive für Gründungen ein höheres Einkommen und mehr Unabhängigkeit. Gleichzeitig haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Geld meistens nur bis zu einem Jahreseinkommen von 60.000 € glücklicher macht. Wenn man also mit einem Job zufrieden ist, aber zu wenig Gehalt bekommt und unabhängiger arbeiten möchte oder nicht genug Zeit und Geld für die Gründung eines Unternehmens hat, ist die Selbstständigkeit wahrscheinlich erstmal der falsche Weg. 

Für alle, die sich in einer solchen Situation wiederfinden und ihr volles Potenzial entfalten möchten, ohne die Risiken einer Gründung in Kauf zu nehmen, gibt es eine weniger bekannte Alternative zum Unternehmertum: Intrapreneurship. Der Begriff Intrapreneurship setzt sich dabei aus den zwei Worten Intracorperate (Unternehmensintern) und Entrepreneurship (Unternehmertum) zusammen und bedeutet, dass unternehmerische Fähigkeiten von Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens entfaltet werden. Das heißt, man entwickelt innovative Ideen und setzt diese innerhalb des Unternehmens um. Man gründet also innerhalb eines Unternehmens. Hat eine Idee besonders großen Erfolg, kann daraus sogar eine Tochterfirma mit dem Mitarbeiter bzw. Gründer als Geschäftsführer entstehen.

In diesem Artikel wird es darum gehen, worin die Vorteile von Intrapreneurship liegen, wie man innerhalb eines Unternehmens erfolgreich gründet und als angestellter Mitarbeiter seiner unternehmerischen Vision nachgehen kann. Die folgenden Inhalte sind auch für Unternehmen und Führungskräfte relevant, da die Etablierung einer Unternehmenskultur, die Intrapreneurship zulässt und sogar fördert, langfristig entscheidend zum Erfolg des Unternehmens beitragen kann. Rund die Hälfte aller Unternehmen sind nach unter 10 Jahren wieder vom Markt, während das Durchschnittsalter insgesamt bei gerade mal 16 Jahren liegt. Nicht selten ist fehlende Innovation ein Auslöser für Unternehmenskrisen, wie zum Beispiel die Pleite von Kodak eindrücklich gezeigt hat. Welche konkreten Auswirkungen Intrapreneurship auf den Erfolg von Unternehmen und Mitarbeiter haben kann, wird am Ende des Artikels anhand des bekanntesten Beispiels zu diesem Thema erklärt: Die Erfindung der Playstation. 

Was ist Intrapreneurship?

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In der Einleitung wurde Intrapreneurship bereits grob erklärt. Es geht um die aktive Mitarbeit am Unternehmen durch Angestellte aus allen Hierarchieebenen. Der große Unterschied zur klassischen Anstellung ist das kleine Wort am. Denn wer am Unternehmen arbeitet, arbeitet nicht im Unternehmen. So bezeichnet man auch die Aufgabe eines Gründers bzw. Entrepreneurs, der sich nicht mit den operativen Aufgaben beschäftigt, sondern das Unternehmen strategisch lenkt, neue Ideen entwickelt und dafür sorgt, dass sich diese Ideen auch wirtschaftlich umsetzen lassen. Als Angestellter am Unternehmen zu arbeiten bedeutet, mit seinen Kompetenzen innerhalb oder außerhalb des eigenen Aufgabenbereiches langfristige Innovationen und Ideen zu entwickeln, die dem Unternehmen Geld sparen oder einbringen. 

Als Intrapreneur denkt und handelt man also wie ein Unternehmer, vertritt dabei aber nicht nur seine persönlichen Interessen, sondern die des Unternehmens. Um am Unternehmen zu arbeiten, gibt es zwei Ansätze: Explore und Exploit. Explore (entdecken) steht für die Ausarbeitung neuer Lösungen und Strategien, die das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig halten, indem z.B. neue Einnahmequellen durch innovative Produkte erschlossen werden. Exploit heißt, sich auf bestehendes zu konzentrieren und dieses zu verbessern. Es geht also z.B. um die Optimierung eines Workflows oder das Einsparen von Material bei einem bestehenden Produkt. 

Wie gut Intrapreneurship funktioniert, hängt natürlich vom Unternehmen, der eigenen Idee und auch Position ab. Viele etablierte Unternehmen aus dem Mittelstand halten z.B. eher an statischen Hierarchien fest, während einige moderne Unternehmen bereits eine richtige Intrapreneurship-Kultur etabliert haben und Mitarbeiter z.B. 20 % ihrer Arbeitszeit an eigenen Ideen arbeiten lassen (z.B. Google). Je nach Unternehmen ist es also leichter oder schwerer, eigene Ideen zu präsentieren und diese auch verwirklichen zu können. Und das, obwohl Manager eigentlich das gleiche wie Intrapreneure wollen: Innovation, Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg. 

In größeren Unternehmen liegt das Problem oft an einer langen Kommunikationskette. Laut Prof. Dr. Hans Lercher, einem internationalen Innovationsexperten, sitzt zwischen den kreativen Mitarbeitern und dem Management eine sehr operative Mittelebene, die eine Kommunikation von unten bis nach oben kaum zulässt. Dieser muss man sich je nach Unternehmen stellen, was natürlich viel Selbstbewusstsein und Ehrgeiz erfordert. Welche Vorteile auf einen warten, wird im nächsten Abschnitt besprochen: 

Vorteile von Intrapreneurship 

Neben der Idee bzw. dem Geschäftsmodell ist es vor allem die Persönlichkeit des Gründers, die ein Unternehmen zum Erfolg führt. Langfristiges Denken, Ausdauer, Fokus und Ehrgeiz, aber auch kreatives und innovatives Denken sind wesentliche Charaktereigenschaften von erfolgreichen Unternehmern. Wer also noch überhaupt keine unternehmerischen Erfahrungen hat, kann noch gar nicht wissen, ob Unternehmertum überhaupt das richtige ist. Intrapreneurship bietet also eine Möglichkeit, herauszufinden, ob einem die Arbeit als Unternehmer zusagt und ob man dem Druck, der zweifellos existiert, gewachsen ist. 

Wer sich als Entrepreneur ausprobieren möchte, also alleine ein Unternehmen gründet, hat meist keine Unterstützung von oben. Das bedeutet, dass alle Ressourcen (Zeit, Geld, Wissen, Tools und ein eigenes Team) selber von null an aufgebaut werden müssen. Als Intrapreneur agiert man für ein existierendes Unternehmen und profitiert von dem zur Verfügung gestelltem Arbeitsmaterial und Budget und bekommt unter Umständen sogar ein Expertenteam and die Seite. Während man in der Aufbauphase eines Unternehmens meist noch kein Geld verdient, zeitlich aber eingespannt ist, bekommt man also Intrapreneur weiterhin sein festes Gehalt und muss außerhalb der regulären Arbeitszeit deutlich weniger Zeit investieren, als bei einer nebenberuflichen Gründung

Auch das Risiko einer Gründung wird durch Intrapreneurship um ein vielfaches reduziert. Natürlich sind nebenberufliche Gründungen nicht unbedingt mit einem hohen Risiko verbunden, allerdings besteht zumindest die Möglichkeit, sein eigenes Geld durch Fehlentscheidungen zu verlieren. Je nach Volumen ist das zwar mehr oder weniger schlimm, aber auf jeden Fall etwas ärgerlich. Wer innerhalb eines Unternehmens gründet, arbeitet in der Regel nicht mit seinem eigenen Kapital, sondern bekommt von der Firma ein gewisses Budget für die Verwirklichung eines Projekts zur Verfügung gestellt. Sollte die Idee scheitern, haftet man entsprechend nicht mit seinem Privatvermögen, was je nach Person, Familienstand und Lebensstandard ein großer Pluspunkt ist. Intrapreneurship hat also viele Vorteile, doch wie sieht es mit den Nachteilen aus? 

Was ist Intrapreneurship

Nachteile von Intrapreneurship 

Die Nachteile von Intrapreneurship hängen stark von den eigenen Zielen und der Persönlichkeit ab. Limitiertes Einkommen im Gegenzug für Sicherheit, kann für den einen ein Vorteil, für den anderen ein Nachteil sein. Natürlich ist man als Intrapreneur immer in seinen Handlungen limitiert und muss den Erwartungen des Unternehmens bzw. des Managements gerecht werden. Es ist also wichtig, dass man sich mit dem Unternehmen identifizieren und sich leidenschaftlich für den langfristigen Erfolg einsetzen kann. Da man letztendlich immer noch für jemand anderes arbeitet, ist der Druck wahrscheinlich etwas höher, da man die Erwartungen von anderen erfüllen muss. 

Besonders schwierig ist dieser Aspekt, wenn man sich seinen Status als Intrapreneur mühsam erkämpft hat, weil die Unternehmenskultur nicht für Intrapreneure ausgelegt war. In konservativen Unternehmen herrscht auch oft eine strenge Fehlerkultur, die Misserfolge eher sanktioniert, wodurch bei den Mitarbeitern eine Angst vorm Scheitern entwickelt wird, welche die Umsetzung von neuen Gedanken und innovativen Ideen verhindert. Wenn ein Unternehmen hingegen offen für Vorschläge ist und Fehler als essenziellen Bestandteil von Erfolg betrachtet, können neue Ideen viel leichter eingebracht und umgesetzt werden. Die Umgebung ist also essenziell für erfolgreiches Intrapreneurship. 

Ein Einwand gegen Intrapreneurship könnte sein, dass der kurzfristige Erfolg zwar gegeben ist, man aber langfristig nicht dieselben Wachstumschancen wie ein Unternehmer hat. Das ist zu einem gewissen Grad natürlich richtig, denn als Besitzer eines erfolgreichen Unternehmens hat man in finanzieller Hinsicht einige Vorteile. Das Unternehmen kann z.B. verkauft werden oder man zieht sich aus dem Geschäft zurück und stellt einen Geschäftsführer für die operative Leitung ein. Als Intrapreneur bekommt man vielleicht die Leitung eines Teams oder darf sogar ein Tochterunternehmen führen, muss aber immer im Interesse des Unternehmens handeln und bekommt ein festes Gehalt zugeschrieben. Ob Intrapreneurship langfristig geeignet ist, hängt also von persönlichen Zielen ab. 

Während man bei einem eigenen Unternehmen je nach Rechtsform der alleinige Besitzer ist, bleibt das Tochterunternehmen in den Händen des Mutterkonzerns. Wie hoch die eigenen Anteile tatsächlich sind, lässt sich pauschal nicht sagen und hängt von der Firma und persönlichen Faktoren (Verhandlungsgeschick, Leistung, Netzwerk) ab. Dennoch ist natürlich klar, dass man im Vergleich zum vorherigen Angestelltenverhältnis mehr Geld verdient.  

Da man als Angestellter meist in einem Bereich arbeitet, der bestmöglich den eigenen Kompetenzen entspricht, kann man sich als   Intrapreneur seine Tätigkeit nicht immer zu 100 Prozent aussuchen. Ist man z.B. ausgebildeter Vertriebler, kann aber auch programmieren, wird man ohne Zertifikat oder Nachweis bei großen Unternehmen vermutlich nur Anstellungen im Vertrieb bekommen. Intrapreneure sind also meist an ihre nachweisbaren Kompetenzen gebunden oder müssen mehr Überzeugungsarbeit leisten, während einem als Entrepreneur wirklich alle Möglichkeiten zur Verfügung stehen. 

Intrapreneur werden: Am besten so vorgehen

Wer als Intrapreneur große Projekte vorantreiben möchte, braucht auf jeden Fall ein Unternehmen, welches sich offen für Innovationen und kreative Ideen zeigt. Der erste Schritt ist also herauszufinden, ob man für den aktuellen Arbeitgeber überhaupt arbeiten möchte. Wenn man die Werte des Unternehmens nicht vertreten kann oder wirklich nur arbeitet, um Geld zu verdienen, sollte man erstmal nach einer besseren Stelle suchen, bevor man sich in noch mehr Verantwortung stürzt. Die Beantwortung der folgenden Frage kann bei der Entscheidung helfen: Kann ich meine Vision mit dem Kerngeschäft des Unternehmens verknüpfen?

Tipp: Start-ups sind auch eine gute Möglichkeit, schon früh Verantwortung zu übernehmen und einen ganzen Bereich zu leiten. In dem Fall startet man als Angestellter und wächst automatisch in das Intrapreneurship herein. 

Jetzt kommt es darauf an, wachsam und offen für verrückte Ideen und neue Möglichkeiten zu sein. Wenn man eine gute Idee hat, sollte man damit nicht sofort zum Vorgesetzten rennen, sondern diese erstmal schriftlich ausarbeiten, logisch begründen oder sogar testen. Andernfalls wird die Idee wahrscheinlich verworfen oder einer anderen Person zur Ausarbeitung geschickt. Erst wenn die Idee wirklich ausgearbeitet wurde, sollte man damit zu einem Vorgesetzten gehen. Das Dokument sollte logisch und nachvollziehbar erklären, um was es sich genau handelt, was für die Umsetzung gebraucht wird und vor allem, welcher Mehrwert (finanzieller Output) für das Unternehmen entsteht. Der wirtschaftliche Output ist entscheidend für die Genehmigung eines Projekts, denn Wachstum und langfristiger Bestand wird nur durch Umsätze und Gewinnen ermöglicht. 

Das heißt nicht, dass es sich bei der Idee um neue Produkte oder andere Einnahmequellen handeln muss. Es sollte nur schlüssig erklärt werden, wieso sich das Vorhaben günstig auf die Finanzen auswirkt. Wenn man z.B. einen Schritt in der Produktionskette beschleunigt, lässt sich die dadurch verringerte Arbeitszeit in eingespartem Gehalt ausdrücken. Wichtig ist, nicht zu klein, aber auch nicht zwanghaft groß zu denken. Das Mindset eines Intrapreneurs ist genau die eines Unternehmers. Mut, Out-of-the-box denken und dabei nie die Langfristigkeit aus den Augen zu verlieren, ist eine entscheidende Einstellung jeder unternehmerisch denkenden Person. Giffard Pinchot, der als Vorreiter im Bereich Intrapreneurship gilt, hat in seinem Buch (Why you don’t have to leave the Corporation to become an Entrepreneur) folgende Regeln für angehende Intrapreneure formuliert: 

  • Idee zuerst gut ausarbeiten: Nicht direkt an die große Glocke hängen. Dieser Tipp ist besonders wichtig, wenn das Unternehmen noch eher konservativ denkt und Ideen eher blockiert, als diese zu fördern.
  • Entschuldigen ist leichter, als um Erlaubnis bitten: Als Intrapreneur ist es manchmal erforderlich, Risiken einzugehen und Regeln zu umgehen. Um Erlaubnis zu bitten, führt nicht immer direkt zum Erfolg. 
  • Über die Stellenbeschreibung hinausgehen: Manchmal müssen auch Aufgaben erledigt werden, für die man selbst eigentlich nicht selbst ist. Auch hier gilt die vorherige Regel bezüglich der Erlaubnis. 
  • Mitarbeiter intuitiv auswählen: Man erkennt oft intuitiv, welche Mitarbeiter sich für ein Projekt am besten eignen. Die Persönlichkeit spielt dabei oft eine wichtigere Rolle als der Bildungsgrad oder Qualifikationen. 
  • Hinderliche Anweisungen umgehen: Nicht jeder wird das Vorhaben gut finden und tolerieren. Zudem kann es passieren, dass man Anweisungen erhält, die das Vorhaben blockieren, obwohl sie nur gut gemeint waren. 
  • Nach geeigneten Unterstützern suchen: Im Team ist man immer stärker und kann bei Problemen schneller nach geeigneten Lösungen suchen. Wer die richtigen Unterstützer (intern oder extern) findet, hat beste Chancen. 
  • Den realistischen Zielen treu bleiben:  Wenn man seine Ziele öffentlich macht und Deadlines festlegt, sollten diese unbedingt erreichbar sein. Sonst setzt man sich selbst und dem Team unnötig starkem Druck aus. 
  • Bereit sein, gefeuert zu werden:  Es kann natürlich passieren, dass man die Toleranzgrenze seiner Arbeitgeber ausreizt und gekündigt wird.

Bevor es zum großen Beispiel geht, noch ein kleines Beispiel von Prof. Dr. Hans Lercher über die Kraft von Innovation und den Ursprung guter Ideen: Ein Bootsverleiher an einem großen See saß in einem Café und las zufällig einen Beitrag über bekannte Persönlichkeiten, die ihre Villen am entsprechenden See gebaut haben. Diesen Beitrag hat er ausgerissen, kopiert und in jedes seiner Boote ein Exemplar gelegt. Das Resultat der Aktion: Es konnte ein enormer Anstieg der Ausleihzeit festgestellt werden, da sich viele Touristen mit dem Boot auf die Suche nach den Villen gemacht haben. Dieses Beispiel verdeutlicht nochmal, dass gute Ideen manchmal ganz von alleine kommen und auch bei geringem Aufwand viel bewirken können. 

Beispiel: Die Erfolgsgeschichte von Playstation

Das Potenzial von Intrapreneurship für Unternehmen und Angestellte lässt sich am besten an der Entwicklung der Playstation verdeutlichen, die von einem Intrapreneur entwickelt wurde, der sich dafür sogar dem Willen der Chefetage entgegensetzt hat und dadurch fast gekündigt wurde. Die Geschichte beginnt mit einem kleinen Elektronikladen in Tokio, der kurz nach dem Krieg gegründet wurde. Das Unternehmen namens Tokyo Tsushin Kogyo wächst langsam und produziert die ersten eigenen Produkte. In den 1980ern beschließt das Unternehmen, das inzwischen den Namen Sony trägt, mit Sony Image Soft (Tochterunternehmen) in den Gamingbereich einzusteigen und Spiele für Nintendo zu produzieren.

Zu dieser Zeit ist Ken Kutaragi bei Sony als Entwickler angestellt und sieht im Spielekonsolen-Markt viel ungenutztes Potenzial für Sony. Seine Idee, eine eigene Spielekonsole auf den Markt zu bringen, stößt bei der Geschäftsleitung jedoch immer wieder auf Widerstand, sodass er schließlich heimlich einen Entwicklungsauftrag von Nintendo annimmt. Er soll einen speziellen Chip für die damals geplante Nintendokonsole entwickeln. Als das Management davon erfährt und sehr entrüstet ist, steht Kutaragi kurz vor der Kündigung. Nach wie vor zeigt sich das Unternehmen sehr verschlossen gegenüber Gaming und hält nichts von der Entwicklung einer eigenen Konsole. 

Als Nintendo jedoch einen lukrativen Folgeauftrag abgibt, erklärt sich Sony widerwillig bereit, eine Kooperation mit Nintendo einzugehen. Das Endprodukt ist ein CD-Laufwerk, welches mit einer Konsole verknüpft ist und Playstation genannt wird. Auf der Consumer Electronic Messe 1991 sollte die Kooperation eigentlich angekündigt werden, doch Nintendo lässt den Deal platzen und verkündet noch auf derselben Messe, dass in Zukunft mit Philipps kooperieren wird. Sony will sich das nicht gefallen lassen und stellt ein Entwicklerteam unter der Leitung von Ken Kutaragi zusammen, welches mit der Entwicklung einer eigenen Konsole beauftragt wird. 

Bereits ein Jahr später produziert Sony 200 Prototypen, bringt dieses Modell aber noch nicht auf den Markt. Später entwickelt Kutaragi einen Chip, der in der Lage ist, 3D Animationen in Echtzeit abzuspielen. Dieser wird in der ersten veröffentlichen Playstation eingebaut, die 1994 ein voller Erfolg in Japan wird. Rund eine Million Exemplare werden in den ersten 6 Monaten verkauft. Bis dahin hat Sony ein weiteres Tochterunternehmen für den Gamingbereich gegründet und die Geschäftsführung an Ken Kutaragi übergeben. Im Jahr 1995 kam die Playstation nach Europa und den USA und ist bis heute die wahrscheinlich beliebteste Spielekonsole. Die 1999 erschienene Playstation 2 wurde Juni 2021 rund 157 Millionen mal verkauft und ist damit die meistverkaufte Spielekonsole aller Zeiten. 

Das Beispiel verdeutlicht, welches Potenzial in Intrapreneurship stecken kann, wenn man fest an seine Ziele glaubt und auch bereit ist, für seine Idee ein gewisses Risiko einzugehen. Wenn das Unternehmen noch keine geeignete Kultur für Intrapreneurship hat, kann auch genau das zur Idee werden. Sei es eine Innovationsabteilung, Arbeitszeit für eigene Ideen oder ein regelmäßiger Austausch, es gibt genug Möglichkeiten, Intrapreneurship in einem etablierten Unternehmen einzubauen. Zwei bekannte Unternehmen, die Intrapreneurship fest in der Firmenstruktur integriert haben, sind Google und 3M. Und das macht sich bezahlt: Der klassische Post-it Klebezettel oder das E-Mail-Programm Gmail sind Projekte, die von Intrapreneuren ins Leben gerufen wurden. Im nächsten Kapitel geht es darum, wie man Intrapreneurship in seinem eigenen Unternehmen umsetzt. Die Infos sind also auch für alle Angestellten interessant, die als Intrapreneur Intrapreneurship bei ihrem Arbeitgeber aufbauen möchten.  

Intrapreneurship für Unternehmen 

Das Beispiel von Sony hat gezeigt, welches Potenzial Intrapreneurship für bestehende Unternehmen hat. Anstatt zu warten, dass sich die Mitarbeiter selbst informieren und mit Ideen zu einem kommen, kann man Intrapreneurship auch bewusst fördern und damit noch mehr erstklassige Mitarbeiter anziehen. Bei einer Umfrage zum Thema Zufriedenheit im Job gab jeder zweite Befragte an, für eine erfüllende Arbeit weniger Gehalt in Kauf zu nehmen. Auch die bereits in der Einleitung erwähnte Statistik zeigt, dass Unabhängigkeit das wichtigste Motiv (noch vor Gehalt) für eine Unternehmensgründung ist.  

Die besten Mitarbeiter gehen also zu Unternehmen, die ihnen den gewünschten Freiraum ermöglichen. Es spricht für Unternehmen also nichts dagegen, eine Intrapreneurship Kultur aufzubauen. Das ist bei großen Unternehmen, die sehr in ihrer bestehenden Struktur festgefahren sind, nicht so einfach. Auch der finanzielle Aspekt darf nicht unterschätzt werden, denn wenn man Mitarbeitern plötzlich freie Arbeitszeit zur Verfügung stellt und niemand etwas abliefert, passiert genau das Gegenteil vom gewünschten Effekt. Mitarbeiter müssen also motiviert sein, innerhalb des Unternehmens an eigenen Projekten zu arbeiten. 

Dafür ist wichtig, dass Mitarbeiter keine Angst vor Fehlern haben. Fehler und Fehlentscheidungen sind ein wesentlicher Bestandteil von Lernprozessen und gehören bei neuen Ideen und innovativen Projekten einfach dazu. Ein gutes Beispiel dafür sind die vielen Testflüge von SpaceX, bei denen es immer wieder zu Problemen kam, wodurch die Raketen abgestürzt oder explodiert ist. Erst nachdem man den Fehler erlebt hatte, konnte man ihn beim nächsten Modell beheben. Dieses Prinzip wird auf Trial-and-Error genannt. 

Intrapreneurship Beispiele

Der nächste wichtige Punkt ist Kommunikation und ein respektvoller Umgang. Mitarbeiter sollten sich trauen können, auch erstmal völlig verrückte Ideen mitzuteilen, ohne dass diese direkt abgeblockt werden. Dafür braucht es eine Kommunikationsstruktur, die genau das ermöglicht. Mitarbeiter sollten wissen, an wen sie sich wenden können, damit ihr Vorschlag auch wirklich ankommt. Das könnte z.B. ein Innovationsbeauftragter sein, der die Ideen nochmal prüft und anschließend der Geschäftsleitung bzw. den Verantwortlichen vorträgt. 

Ein weiterer wichtiger Anreiz, Mitarbeiter für Intrapreneurship zu motivieren, sind Erfolgsbeteiligungen oder Prämien. Wenn ein Mitarbeiter der Firma viel Umsatz erwirtschaftet und davon selber nichts hat, wirkt sich das schlecht auf Ergebnis und Motivation aus. Besteht allerdings die Chance an einer konkreten Beteiligung, wird der Mitarbeiter sein Bestes geben, möglichst viel aus der Idee herauszuholen (gedeckeltes Einkommen = gedeckeltes Potenzial). Das gilt natürlich hauptsächlich für Projekte, die direkten Cashflow erzeugen. Andere Möglichkeiten sind z.B. Gehaltserhöhungen, Prämien oder Bonuszahlungen. 

Beispiel: Die Telekom hat ein innovatives Programm zur Ideenförderung von Mitarbeitern ins Leben berufen. Es beginnt mit einem einwöchigem “Bootcamp”, bei dem Ideen diskutiert und präsentiert sowie Teams gebildet werden. Die Umsetzung der Ideen ist in verschiedene Stationen gegliedert, nach deren erfolgreichen Beendigung zusätzliche finanzielle Mittel genehmigt werden. Es wird z.B. erstmal geprüft, ob überhaupt eine Nachfrage besteht, anschließend kann ein öffentlicher BETA-Test gelauncht werden und wenn auch dieser funktioniert, hat das Team bis zu einem Jahr Zeit, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln. 

Fazit – Intrepreneurship

Ein Unternehmen zu gründen und zeitlich und finanziell unabhängig zu werden, ist der Traum von vielen unzufriedenen Angestellten. Je nach Situation ist die Gründung eines Unternehmens allerdings nicht immer machbar. Wenn man z.B. auf sein Einkommen angewiesen ist und sich neben einer Vollzeitstelle noch um die Familie kümmern muss, ist die Gründung eines Unternehmens deutlich schwieriger. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: 

Die nebenberufliche Gründung ist für viele Angestellte eine attraktive Chance, zuerst ein Nebeneinkommen aufzubauen und zu einem späteren Zeitpunkt ganz in die Selbstständigkeit zu wechseln. Mittlerweile gibt es viele verschiedene Geschäftsstrategien, die von zu Hause aus umgesetzt werden können und einer bereits vielfach erprobten Strategie folgen. Beispiele dafür sind Amazon FBA oder digitale Produkte aller Art. Wichtig ist, dass man es wirklich möchte und bereit ist, neben seinem Job viel Zeit in die Umsetzung zu investieren. Eine Übersicht von Geschäftsmodellen für den nebenberuflichen Einstieg gibt es hier: Online Geld verdienen: Mit diesen 18 bewährten Wegen geht es wirklich!

Vielleicht möchte man aber auch nicht sein eigener Chef sein oder ist mit seiner Tätigkeit glücklich. Dann ist Intrapreneurship eine gute Möglichkeit, in diesem Bereich sein volles Potenzial zu entfalten. Durch die Gründung innerhalb eines Unternehmens lässt sich Arbeit und Privates trennen, man kann innerhalb der regulären Arbeitszeit unternehmerisch tätig sein und bekommt sogar die Chance, ggf. ein eigenes (Tochter-) Unternehmen zu leiten. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass man ohne Risiko viel über das Unternehmertum lernt und damit eine etwaige eigene Gründung in Zukunft begünstigt. 

Unternehmen sollten Intrapreneurship dringend in ihre Unternehmenskultur integrieren. Jedes Jahr kommen unzählige Menschen auf den Arbeitsmarkt und suchen nach Arbeitgebern, die ihnen diese Möglichkeit bieten. Unabhängigkeit und Erfüllung gehören laut Umfragen zu den wichtigsten Aspekten im Beruf und die qualifiziertesten Mitarbeiter werden zu den Unternehmen gehen, die genau das ermöglichen. Wenn man nicht weiß, wie man Intrapreneurship in sein Unternehmen integrieren soll, kann man sich an viele Experten auf dem Gebiet wenden und deren Dienstleistung in Anspruch nehmen. 

“Das Macintosh-Team war das, was man gemeinhin als Intrapreneurship bezeichnet … eine Gruppe von Leuten, die mehr oder weniger zurück in eine Garage gingen, allerdings innerhalb eines großen Unternehmens”

Steve Jobs

FAQ – Häufig gestellte Fragen


Was ist Intrapreneurship?

Intrapreneurship bezeichnet unternehmerisches Handeln von Angestellten innerhalb eines Unternehmens. Häufig wird auch vom Gründen innerhalb einer Firma oder Binnenunternehmertum gesprochen.

Was ist der Unterschied zu Entrepreneurship?

Ein Intrapreneur gründet innerhalb eines Unternehmens und kann auf die Ressourcen seines Arbeitgebers zurückgreifen, der im Gegenzug die Erfolge einfährt. Ein Entrepreneur ist selbst Gründer, baut also ein eigenes Unternehmen auf und muss sich selbst um die benötigten Ressourcen (Geld, Wissen, Zeit) kümmern.  

Wer kann Intrapreneur werden?

Jeder, der eine innovative Idee für seinen Arbeitgeber hat, kann Intrapreneur werden. Leichter ist es bei Unternehmen, die Intrapreneurship fest in ihre Unternehmenskultur integriert haben.


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