Florian Homm: Leben und Erfolg des kontroversen Investors

Vom Harvard-Student zum Shortseller und erfolgreichem Hedgefondsmanager bis hin zu einer Haftstrafe - Florian Homms Leben glich einer Achterbahnfahrt. In diesem Artikel geht es um sein Leben, das System hinter seiner Investmentstrategie und seiner Vorstellung von Glück.
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Lesezeit 15 Minuten

Florian Homm gehörte viele Jahre zu den besten Hedgefondsmanagern der Welt. Mit seinem Fonds ACM verwaltete er teilweise bis zu 3 Milliarden Euro. Dabei verfolgte er die nicht unumstrittene Strategie, auch vom Untergang eines Unternehmens zu profitieren, indem viel Kapital in sogenannte Short-Positionen investiert wird. Was das ist und wieso man das Shorten von Aktien nicht nur kritisch sehen darf, wird später noch genauer erklärt. Relevanz in den Medien bekommt Homm vor allem durch seine zwei spektakulärsten Trades: Die Wette auf den Untergang von Bremer Vulkan sowie die Sanierung des kurz vor der Insolvenz stehenden Fußballvereins BVB Dortmund. 

Doch es gibt auch eine andere Seite der Medaille. Homm arbeitet nach eigenen Angaben über 100 Stunden pro Woche, wodurch viele anderen Bereiche seines Lebens zu kurz kommen. Dazu kommt, dass er als knallharter Investor mit einigen Short-Positionen nicht nur Verehrer, sondern auch viele Feinde hat und unter genauer Beobachtung der Justiz steht. Beides wird ihm später zum Verhängnis und endet beinahe tödlich. Vorbei mit der Karriere als erfolgreicher Hedgefondsmanager ist es im Jahr 2007, als er seinen Wohnsitz in Mallorca verlässt und mit viel Geld im Gepäck für ein paar Jahre untertaucht. Die Folge: ACM verliert binnen kürzester Zeit über 90 % seines Wertes und wird April 2009 mit einem Vermögen von 2,9 Mio. Dollar  von der Börse genommen. Viele Anleger verlieren ihr investiertes Kapital. 

Doch Homm bleibt nicht verschwunden. Im Jahr 2012 erscheinen die ersten Presseberichte rund um Homms Rückkehr. Zeitgleich veröffentlicht der Finanzbuchverlag seine Biografie Kopf Geld Jagd. 2013 ist Homm erstmals wieder im TV zu sehen, obwohl immer noch nach ihm gesucht wird. In einem Gespräch mit Sahra Wagenknecht distanziert er sich selbst von seiner alten Persönlichkeit und kündigt an, nur noch karitative Projekte zu fördern. Kurz danach, bei einem Museumsbesuch in Italien, wird Homm verhaftet und kommt für einige Monate in Untersuchungshaft. In den letzten Jahren hat sich Homm eine große Reichweite über Social Media aufgebaut, wo er Inhalte zu den Themen Investment, Wirtschaft und Persönlichkeitsentwicklung produziert. Zusätzlich bietet er einen abonnierbaren Börsenbrief an, in welchem er seine Strategie (Total Return) für Privatinvestoren zugänglich macht. 

Dieser Artikel beschäftigt sich etwas ausführlicher mit Florian Homms Leben, die Zeit als Hedgefondsmanager sowie seinen aktuellen Projekten. Neben der Person wird es aber auch um seine wichtigsten Learnings, Meinungen und natürlich die Total-Return Strategie (Short Selling) gehen.

Biografie von Florian Homm

1. Kindheit und Jugend

Homm wird 1959 im hessischen Oberursel geboren, einem Städtchen mit etwa 40.000 Einwohnern. Während seine Familie unter bescheidenen Verhältnissen lebt, ist sein Onkel der bekannte Unternehmer Joseph Neckermann, dem ein millionenschwerer Versandhandel gehört. Inspiriert, aber auch abgestoßen von der elitären Gemeinschaft wird in Homm früh der Ehrgeiz geweckt, selbst erfolgreich zu werden, ohne dafür auf die Gunst seines Onkels angewiesen zu sein. Schnell entwickelt sich die Persönlichkeitseigenschaft, immer der Beste sein zu wollen. Das gilt jedoch nur für Gebiete, die Homm wirklich interessieren, was sich eher nachteilig auf seine Schulleistung auswirkt. 

Da Homm durchaus intelligent ist, schafft er einen guten Schulabschluss und widmet sich anschließend dem Sport, genauer gesagt dem Basketball. Sein großer Ehrgeiz, aber nicht zuletzt auch seine Statur von über 2m kommen ihm auch hier zugute, wodurch Homm Spieler der Jugendnationalmannschaft wird und einen Sportaufenthalt in den USA erhält. Auch wenn alles dafür spricht, eine Karriere als Profisportler in Angriff zu nehmen, entscheidet sich Homm nach einigem Zögern dagegen. Grund dafür ist ein Studienangebot der Elite-Universität Harvard. Ein prägendes Erlebnis, denn plötzlich befindet sich Homm in einem Umfeld von Gleichgesinnten.

2. Studium und Ausbildung 

Homm durchläuft das Studium in Harvard und beendet es sogar mit einem Abschluss an der Harvard Business School, eine der weltweit angesehensten Wirtschaftshochschulen, mit namhaften Absolventen wie u.a. George Bush, Stephen Schwarzmann oder Michael Bloomberg. Bereits während dem Studium gründet Homm seine erste Firma im Bereich Investment. Das Konzept dahinter: Er analysiert die Eltern seiner Mitstudenten, die zum Teil sehr erfolgreich in verschiedenen Branchen arbeiten und bildet daraus ein Investment-Pool, also ein Netzwerk mit Zugriff auf die entsprechenden Märkte. Mit Abschluss in der Tasche beginnt Homm ein Praktikum an der New Yorker Börse und geht anschließend zu Peter Lynch, wo er eine umfangreiche Analyseausbildung erhält. Zu diesem Zeitpunkt verkauft er sein mittlerweile sehr gut laufendes Unternehmen und konzentriert sich voll auf die Analyse von Wertpapieren. Anfang der 90er fliegt Homm zurück nach Frankfurt und arbeitet beim namhaften Bankhaus Julius Bär. 

3. Karriere 

In den neunziger Jahren gründete Homm sein zweites Unternehmen. Die Value Management and Research AG, kurz VMR. Eine Investmentgesellschaft mit Fokus auf kleine Unternehmen, die auf dem Weg an die Börse Unterstützung brauchen. Bei seinen Investitionen verfolgt er stets den Total Return Ansatz, also die Nutzung aller Investitionsstrategien zur Erzielung maximaler Rendite. Dadurch ist es möglich, auch von Markteinbrüchen zu profitieren bzw. Verluste aufzufangen. Die Strategie funktioniert und VMR ist bereits nach wenigen Jahren 100 Millionen Dollar wert. Innerhalb von zwei Jahren verfünffacht sich die Summe und Homm steigt 2000 aus. Ein gutes Timing, denn zwei Jahre später kollabierte der Börsenwert während der Dotcom-Blase. 

Pleite von Bremer Vulkan 

Während seiner Zeit bei Peter Lynch hat Homm vor allem Schifffahrts- und Medienunternehmen analysiert. Nicht verwunderlich, dass ihm dabei das Unternehmen Bremer Vulkan auffällt, damals eine der größten Werften Europas mit über 20.000 Mitarbeitern. Nach Außen hin scheint das Unternehmen solide und auch die Auftragsbücher sind voll. Jedoch mit Blick auf die zunehmende Globalisierung und ernstzunehmender Konkurrenz aus Asien merkt Homm schnell, dass das Unternehmen keine Zukunft hat. Dazu kommen jahrelanges Missmanagement, wenig nachhaltige Wachstumsstrategien und zudem ein Subventionsbetrug. So wurden z.B. wahllos andere Unternehmen aufgekauft und man hat sich plötzlich auf den Bau von Kreuzfahrtschiffen konzentriert. Zuvor hatte das Unternehmen Containerschiffe, oder wie Homm sagt “Blechschalen mit Motor” gebaut. 

Florian Homm Bremer Vulkan

Während seiner Analyse spricht Homm mit Konkurrenten und gibt sich sogar als Urenkel eines ehemaligen Mitarbeiters aus, um Zugang zum Gelände sowie den Mitarbeitern zu bekommen. Auch diese Anstrengungen bestätigen seine Vermutung: Bremer Vulkan ist ein durch und durch marodes Unternehmen mit verspielten Wachstumschancen, welches nur durch Subventionen getragen wird. Homm verfasst eine umfangreiche Analyse und schickt diese an mehrere Journalisten, Aktionäre und Analysten. Gleichzeitig setzt er auf den Untergang des Unternehmens, hält also eine Short-Position. Der Erfolg lässt nicht lange auf sich warten und Bremer Vulkan muss 1997 endgültig Konkurs anmelden. 

Bis heute bietet dieser Deal viel Diskussionspotenzial und ist ein Paradebeispiel für die Auswirkungen von Short-Selling. Denn während über 20.000 Mitarbeiter ihren Job verloren haben, wickelt Homm einen seiner größten Deals ab. Auf der anderen Seite sind aber auch die Missstände in Politik und Management zu beachten, die das Unternehmen letztlich in diese Krise geführt haben. Heute sagt Homm dazu: Menschlichkeit und Empathie seien Dinge, die er in seiner Ausbildung nicht gelernt und erfahren hat. Das einzige, was ihn damals getrieben habe, waren Zahlen und “rationale Numerik”.


Was ist Short Selling? 

Shorten ist eine Möglichkeit, von Kursverlusten zu profitieren. Der Investor setzt also auf den Niedergang von Unternehmen und schlägt daraus Kapital. Diese Methode nennt man auch Leerverkaufen. Technisch funktioniert das, indem man sich die entsprechenden Aktien von seinem Broker leiht und anschließend weiterverkauft. Sobald der Kurs sinkt, kauft man die Aktien erneut und gibt sie seinem Broker wieder zurück. Der Gewinn ist die Differenz zwischen Verkaufspreis und Ankaufspreis. Dazu ein kurzes Beispiel: 

Man leiht sich Aktien im Wert von 1.000 € und verkauft diese direkt. Man hat also 1.000 € an Umsatz. Der Aktienkurs sinkt und die geliehenen Aktien sind nur noch 800 € wert. Da man diese nicht mehr besitzt, kauft man sie nun für 800 € erneut und gibt sie seiner Bank zurück. Der Gewinn liegt bei der Differenz, also bei 200 €. 

In der Theorie ist das ziemlich kompliziert, praktisch erfordert Shorten nur wenige Klicks bei Brokern, mit denen Short Selling möglich ist. Aber Achtung! Leerverkäufe haben ein viel höheres Risiko, denn Aktienwerte können ins unendliche steigen, während sie nur bis zu einer gewissen Grenze fallen können. Da steigende Kurse einen Verlust für Shortseller bedeuten, sind theoretisch unlimitierte Verluste möglich. Dieses Risiko lässt sich jedoch eliminieren, indem man mit einem sogenannten Stop Loss arbeitet, wodurch die Positionen ab dem Überschreiten einer bestimmten Verlustgrenze automatisch beendet werden. 

Shortselling ist nicht gerade hoch angesehen und erntet viel Kritik in der Öffentlichkeit. Grund dafür ist zum einen die Moral, denn als Shortseller profitiert man vom Niedergang eines Unternehmens, also im übertragenden Sinne vom Leid anderer. Zum anderen gibt es einen starken Interessenskonflikt, da man faktisch gegen das Unternehmen arbeitet. Das ist besonders dann problematisch, wenn die Shortseller selbst viel Reichweite und Expertenstatus haben und damit den Markt manipulieren können.

Wenn z.B. ein Warren Buffett sagen würde, dieses oder jenes Unternehmen wird untergehen, wird der Aktienkurs höchstwahrscheinlich allein wegen dieser Aussage einbrechen. Buffet könnte also Aktien shorten, dann so eine Aussage treffen und viel Geld verdienen. 


Leben als Hedgefonds-Manager

Nach der Jahrtausendwende gründet Homm seinen Hedgefonds Absolute Capital Management Holdings Ltd. (ACM) mit Sitz auf den Kaimaninseln. Homm selbst kauft sich ein riesiges Anwesen auf Mallorca, von wo aus er seine Geschäfte regelt. Während dieser Zeit arbeitet er über 100 Stunden pro Woche und kommt mit etwa 4 Stunden pro Nacht aus. In den besten Zeiten verwaltet ACM 3 Milliarden Kundenvermögen, wodurch es Homm auf die Liste der 300 reichsten Deutschen geschafft hat.

Florian Homm Mallorca

2003 legt sich Homm mit dem Autoverleiher Sixt an und setzt auf fallende Kurse. Grund dafür ist eine Studie der UZF, in der wegen vermeintlicher Bilanzrisiken zum Verkauf von Sixt-Aktien geraten wird. Doch Sixt wehrt sich medienwirksam und wirft Homm kriminelle Handlungen vor. Denn Homm war an der UZF beteiligt und hat dort eine Rolle als Analyst und Investor eingenommen, was den Verdacht von Marktmanipulation nahelegt. Es ist dort also genau das eingetreten, wofür schon viele Hedgefonds-Manager kritisiert und auch bestraft wurden. Diesmal trifft es Homm: Ihm wird ein Bußgeld in Höhe von 70.000 € verhängt und der Sixt Kurs bleibt stabil. Ein bekanntes Zitat aus diesem Rechtsstreit ist Erich Sixts Aussage, Homm sei der Antichrist des Kapitalismus

Auch bei anderen Deals muss Homm Bußgelder zahlen und steht unter öffentlicher Kritik. So hat er beispielsweise Analysen geschrieben, ohne mitzuteilen, dass er die jeweiligen Unternehmen selbst leerverkauft. Die verhängten Bußgelder waren jedoch nichts gegen die Summen, die Homm durch seine Leerverkäufe eingenommen hat. Richtig bekannt wird Homm kurze Zeit später, als er mit 20 Millionen Euro in den maroden Fußballverein BVB Dortmund einsteigt. 

Rettung von BVB Dortmund 

Eigentlich will Homm mit BVB-Dortmund einen schnellen Deal abwickeln und seine günstig erworbenen Anteile an einen russischen Oligarchen verkaufen. Zu spät merkt er, dass BVB in einer großen Krise steckt, dessen Ausmaß nach Außen hin nicht ersichtlich war. Die Rede ist von fast 200 Millionen Euro Schulden und 450 Millionen Euro zukünftige Verpflichtungen. Entgegen aller Erwartungen beschließt Homm den Verein zu retten und stellt den Rücktritt Niebaums (Präsident von BVB) als dafür unabdingbare Voraussetzung. Als dies tatsächlich geschieht, finanziert Homm weitere Kapitalerhöhungen und die Sanierung des Clubs beginnt. Während dieser Zeit muss sich Homm viel Gegenwind stellen. Zum einen verursacht durch Borussia Dortmund und seine Fans, zum anderen durch die Öffentlichkeit und die Presse. Doch tatsächlich: BVB erholt sich und schafft es wieder an die Spitze. Zu dieser Zeit hält ACM rund 26 % der Anteile und ist damit größter Aktionär. 

Homm BVB Dortmund

4. Leben im Exil und Haft 

Sommer 2007 taucht Homm plötzlich unter. Zuvor war ACM im Laufe der Finanzkrise stark unter Druck geraten. Es beginnt eine turbulente Zeit, in der Homm von Ermittlern, aber auch wütenden Investoren gesucht wird, die über eine Privatdetektei ein Kopfgeld von 1,5 Millionen Euro aussetzen. Die Wut ist nicht unbegründet: Viele Investitionen sollen einen geringeren Wert haben, als ausgewiesen wurde. Dazu kommen die Auswirkungen der Flucht, denn kurz nach Homms Verschwinden bricht der Kurs von ACM um mehr als 90 % ein und der Fonds wird zwei Jahre später von der Börse genommen. Das verwaltete Vermögen ist von 3 Mrd. auf 2,9 Mio. Euro geschrumpft. 

Es wäre nicht das erste Mal, dass Homm Opfer eines gezielten Angriffs geworden wäre. Im Jahr 2006 wurde er bei einem Aufenthalt in Caracas angeschossen und überlebte nur knapp. Offiziell wurde der Angriff als Raubüberfall bezeichnet, allerdings wurden Homms Beifahrer teilweise gar nicht oder nicht lebensbedrohlich verletzt. Auch das angeblich schusssichere Fenster hat dem Angriff nicht standgehalten. Homm bekommt einen Schuss in den Oberkörper und kann den geplanten Kopfschuss gerade noch abwehren. Anschließend verschwinden die Täter auf Polizeimotorrädern. Er selbst überlebt, verliert jedoch eine halbe Lunge und die ganze Milz. Noch heute steckt die Kugel kurz vor der Wirbelsäule in seinem Rücken. 

Was Homm während seinem “Leben im Exil” genau macht, ist nicht bekannt. Nach eigenen Aussagen hat er die Zeit genutzt, um über vieles Nachzudenken und vergeudete Lebenszeit nachzuholen. Gleichzeitig habe er sich intensiver mit karitativen Projekten beschäftigt, u.a. in Liberia, wo er bereits vorher als Botschafter für Kultur und Telekommunikation tätig war. 2012 taucht Homm wieder in Medien auf. Einige Zeitungen veröffentlichen Interviews, in denen Homm die meisten Vorwürfe der Justiz zurückweist. Zeitgleich erscheint seine Biografie Kopf Geld Jagd im Finanzbuchverlag, von deren Einnahmen er liberianische Kinder unterstützen will. 

Florian Homm Haft

Obwohl Homm von mehreren Behörden in verschiedenen Ländern gesucht wird, taucht er 2013 überraschend in einer Fernsehsendung des ZDF auf und diskutiert mit Sahra Wagenknecht über seine Vergangenheit und die Tücken der Finanzbranche. Dort spricht er auch über seinen Wandel im Exil und dass er von nun an, nur noch karitativ arbeiten möchte. Das Studio verlässt er auch wieder ohne Probleme.

Kurze Zeit später begeht Homm jedoch einen Fehler, indem er mit seiner Familie nach Italien reist. Fahnder des FBI geben der italienischen Polizei einen Hinweis und Homm wird während einem Museumsbesuch in den Uffizien verhaftet. Er kommt einige Monate in Untersuchungshaft, während im Hintergrund über seine Auslieferung an die USA entschieden wird. Dort drohen ihm Bußgelder in Höhe von 46 Mio. Euro sowie über 200 Jahre Haft. Aufgrund einiger Unstimmigkeiten zwischen dem europäischen und dem US-Rechtssystem sowie seiner MS-Erkrankung wird Homm nicht ausgeliefert. Nach 1,5 Jahren kommt er frei und kehrt nach Deutschland zurück. 

5. Zeit nach der Haft

Bereits kurz nach seiner Rückkehr beginnt Homm sich eine Präsenz in sozialen Medien, vor allem auf YouTube aufzubauen. Dort bringt er regelmäßig Inhalte zu den Themen Wirtschaft, Investieren und Persönlichkeitsentwicklung heraus. Zusätzlich stellt er sich für Dokumentationen, Interviews und Vorträge zur Verfügung. Inzwischen hat sich Homm stark verändert. Im Mittelpunkt stehen karitative Tätigkeiten, der christliche Glaube und eine bessere Lebensqualität, die nicht durch einen hohen Kontostand, sondern Lebensfreude und Beziehungen entsteht. 

Durch Kooperationen mit bekannten Influencern und YouTube-Kanälen erreicht Homm im Jahr 2020 auch bei jüngeren Menschen eine sehr hohe Bekanntheit. Viele dieser Videos wurden millionenfach geklickt und auch sein eigener Kanal hat mittlerweile über 280.000 Abonnenten. Neben einigen Büchern und seinen kostenfreien Inhalten gibt Homm einen eigenen Börsenbrief heraus, der jeden Monat Anlageempfehlungen im Rahmen der Total-Return-Strategie enthält. Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Long und Short Investments, also die Investition in steigende und fallende Kurse. Genaueres zu dem Börsenbrief und seiner Strategie gibt es in den nächsten Abschnitten. 

Börsenbrief von Florian Homm 

Über den Börsenbrief von Florian Homm profitieren Privatanleger von konkreten Anlagetipps und 1:1 abbildbaren Depots. Dabei wird stets der Total Return Ansatz verfolgt, also eine Mischung aus Aktien- und Leerverkäufen. Da es sich bei dieser Methode um aktives Investment im fortgeschrittenen Bereich handelt, war dieser Ansatz vorher nicht sehr populär. Die meisten Alternativangebote fokussieren sich auf Buy & Hold oder ETF-Portfolios. Der Vorteil an Homms Ansatz ist, nach eigener Aussage, die Möglichkeit auf deutlich höhere Renditen. 

Ein Abonnement des Börsenbriefs kostet entweder 99 oder 69 € pro Monat. Damit ist das Angebot nicht gerade günstig, allerdings richtet sich das Produkt auch nur an Personen, denen etwas mehr Kapital zur Verfügung steht. In der Basisvariante für 69 € stehen einem monatliche Marktupdates, konkrete Investmentideen und umfangreiche Analysen zur Verfügung. Die Plus-Variante beinhaltet zusätzliche Online-Seminare mit Homm und seinem Analyse-Team, Sonderanalysen, ein moderiertes Forum, 30 % Rabatt auf alle weiteren Events und Produkte sowie eine Sonderausgabe zur Marktlage 2022. 

Kritik an Homms Börsenbrief ist, dass sich eine Abbildung des gesamten Portfolios nur lohnt, wenn man auch eine entsprechend höhere Summe zur Verfügung hat. Auch das Modellportfolio beruht auf einem Vermögen von 100.000 €. Steht einem nur wenig Geld zum Investieren zur Verfügung, wären die Transaktionskosten bei einer Abbildung des ganzen Portfolios viel zu hoch, da man pro Position nur wenig investieren könnte. Kleine Anleger müssen sich also auf einzelne Werte des Musterportfolios beschränken, wodurch sich das Risiko stark erhöht. Auch der verhältnismäßig hohe Preis stößt auf Kritik, denn rein rechnerisch müsste man jährlich um die 600 € Rendite erzielen, damit sich das Investment lohnt. Hierfür braucht es auch ein gewisses Investitionskapital. 

Das heißt nicht, dass Homms Börsenbrief kein gutes Produkt ist. Immerhin handelt es sich um den einzigen Börsenbrief für Privatanleger, der sich mit dem Total Return Ansatz befasst. Nach eigenen Aussagen konnte die bisherige Performance den Markt schlagen und 2021   15 % Rendite erwirtschaften. Die kumulierte Rendite seit Auflegung des Depots liegt bei über 50 %. Das folgende Beispiel zeigt die Performance gegenüber S&P500, MSCI World und dem DAX.

Florian Homm Börsenbrief

Die Total Return Strategie erklärt 

Wie schon erwähnt, stellt der Total Return Ansatz eine Mischung aus Aktienkäufen und Leerverkäufen dar. Dadurch kann sowohl von steigenden, als auch von fallenden Kursen profitiert werden, was z.B. in Krisen ein großer Vorteil ist. Ziel der Strategie ist es, immer die maximale Rendite herauszuholen und sein Portfolio aktiv zu managen. Während klassische Anlagestrategien meistens auf einem ETF oder Buy & Hold Prinzip beruhen, welches sehr langfristig ausgerichtet ist und alle Krisen mitnimmt, spielt Timing beim Total Return Ansatz eine wichtigere Rolle. 

Entscheidend ist also, zu welchem Zeitpunkt man ein- und aussteigt. Wie bereits erwähnt, können die Verluste eines Leerverkaufs bis ins Unendliche steigen. Denn: Aktien können nicht ins Minus fallen, aber immer teurer werden. Aus diesem Grund arbeitet man mit einem Stop Loss, also der automatischen Beendigung einer Position ab einer gewissen Verlustgrenze. Auf der anderen Seite kann ein Stop Loss auch eine Gewinngarantie sein, indem man Aktien ab einem bestimmten Gewinn automatisch verkaufen lässt.

Da die Total Return Strategie neben Aktien auch Rohstoffe, Edelmetalle, Anleihen und Währungen beinhaltet, handelt es sich um keine geeignete Handelsmethode für Menschen mit wenig Zeit, fehlender Unterstützung oder mangelndem Fachwissen. Wenn man nicht weiß, was man tut, ist das Risiko viel höher als bei einer klassischen Buy-and-Hold-Strategie mit Aktien und ETFs. Durch die höhere Menge an Transaktionen steigen auch die Gebühren, weshalb man entweder auf eine breitere Streuung verzichten oder mit mehr Kapital einsteigen muss. Ersteres ist wieder ein Risiko erhöhender Faktor. 

Tipps und Learnings von Florian Homm

Heute ist Florian Homm besonders für seine Videos und Artikel zu wirtschaftlichen und persönlichen Themen bekannt. Seine Videos sind professionell produziert und haben auch die entsprechende Länge, um tiefer in komplexere Themen einzusteigen. Ab und zu gibt es auch Interviews mit besonderen Persönlichkeiten oder Experten, wie z.B. Gregor Gysi oder Marc Gebauer. Auch wenn der Fokus bei wirtschaftlichen Themen liegt, behandeln viele Videos das Thema Persönlichkeitsentwicklung. In diesem Abschnitt werden einige von Homms wichtigsten Learnings zusammengefasst: 

Drei Kreise für ein erfolgreiches Leben

Homms Leben als Hedgefondsmanager war bestimmt von Terminen, Zahlen und Geld. Für Emotionen, Ruhepausen oder Lebensqualität war wenig Platz. Heute sagt er oft, dass, auch wenn er alles hatte, von riesigen Anwesen über Hubschrauber bis Privatflugzeug, seine Seele verkümmert ist und ihn der wirtschaftliche Erfolg nicht glücklich gemacht hat. Heute verfolgt er eine andere Lebensweise, die neben beruflichen Aspekten auch Emotionen, Beziehungen und Selbstlosigkeit beinhaltet. Daraus wurde ein leicht verständliches Modell gebaut, welches er auch als seine Glücksformel bezeichnet.

Diese besteht aus drei Bereichen: 

Glück im Leben
  • Kreis 1, Erfolg: Wir Menschen sind darauf gepolt, unsere Ziele auch erreichen zu wollen, ansonsten würden wir diese wohl kaum setzen. Wenn man jedoch beginnt, sein ganzes Leben an beruflichem Erfolg zu messen, sich zu hohe oder überhaupt keine Ziele mehr zu setzen, wird sich das vermutlich negativ auswirken. Aber was braucht es, um erfolgreich zu werden? Erfolg basiert auf einer Mischung aus Wissen und Passion. Das heißt, wenn man die Tätigkeit liebt, die zur Erreichung von Zielen führt, ist man glücklich bei der Arbeit und wird wesentlich schneller erfolgreich. 
  • Kreis 2, Emotionen: Menschen sind keine Einzelgänger, sondern gemeinschaftliche Wesen. Das heißt, wir brauchen soziale Kontakte, um glücklich zu sein. Dabei geht es nicht um die Quantität, sondern um die Qualität der Beziehungen. Auch Homm hat das kurz vor seinem Rücktritt bei ACM erkannt. Über diese Zeit sagt er „Die wirtschaftliche Bilanz war super intakt, die Menschliche war fast bankrottiert.” 
  • Kreis 3, Seele: Vermutlich kennt jeder die Redewendung, etwas ist Balsam für die Seele. Im dritten Kreis geht es genau darum. Was kann man selbst tun, um sich innerlich ausgeglichen und erfüllt zu fühlen? Das variiert natürlich von Person zu Person. Homm bezieht sich vor allem auf Selbstlosigkeit (Geben, Spenden, Helfen) und bewusste Ruhepausen.

Weg zur Unabhängigkeit 

Die meisten jungen Menschen wünschen sich ein hohes Einkommen und die daraus entstehende finanzielle Unabhängigkeit. Möglich wird das, indem man sich früh mit Finanzen und Unternehmertum beschäftigt. Wirklich vermögende Menschen konnten ihr Kapital nur in den seltensten Fällen durch ihr Einkommen bei einem Arbeitgeber generieren. Auch Homms Vermögen wurde zu 99 % durch Investitionen und eigene Unternehmen erwirtschaftet. Dabei ist natürlich eine Reihenfolge zu beachten: Wer jetzt im Moment etwa 1.000 € zur freien Verfügung hat, verspricht der Aufbau eines Geschäfts vermutlich einen höheren Return, anstatt das Geld in Aktien investieren. 

Die Vorteile an einem eigenen Unternehmen gegenüber einem guten Angestelltenverhältnis sind, dass man zusätzlich zu einem variablen Gehalt einen Vermögenswert besitzt und diverse Möglichkeiten zur Steueroptimierung hat. Ausgehend davon wird dann ein langfristiger Vermögensaufbau durch Investitionen in verschiedene Anlagen möglich. Homm empfiehlt hier die Total Return Strategie für maximale Renditen. Am besten beschäftigt man sich aber auch mit anderen Möglichkeiten, um die für sich beste Lösung zu finden. Auf diesem Blog gibt es ebenfalls einen Artikel, der sich mit langfristigem Vermögensaufbau und den verschiedenen Anlageklassen auseinandersetzt: Vermögen aufbauen: Strategien sein Geld zu vermehren!

Bücherempfehlungen von Florian Homm

Während die meisten erfolgreichen YouTuber im Bereich Unternehmertum die typischen Erfolgsbücher empfehlen, sind die Lesetipps von Florian Homm eher unkonventionell. Einleitend sagt er allerdings, dass er in seinem Fachgebiet, also Investment und Finanzen, alle Bücher gelesen hat, die er in die Finger bekam. Das verdeutlicht und bestätigt seine Überzeugung, dass Wissen ein essenzieller Bestandteil von Erfolg ist. Weitere Bücher und Autoren, die er abseits von seinem Fachgebiet gelesen hat, sind: 

  • Jean Paul Satre: Philosoph des Existenzialismus (befasst sich mit dem Lebensentwurf von Menschen und deren persönlicher Verantwortung). 
  • Der Spieler: Roman von Dostojewski über Spielsucht, Macht und Liebe. 
  • The Luck of Barry Lyndon: Buch von 1844 über einen irischen Adeligen. 
  • Sören Kierkegaard: Philosoph und Mitbegründer der Existenzphilosophie. 
  • Dshamilja: Novelle über Liebe und schwere Lebensentscheidungen. 

Tipp: Florian Homm hat selbst einige Bücher geschrieben, die sicherlich lesenswert sind. Dazu gehören seine Biografie Kopf Geld Jagd und verschiedene Fachbücher rund um die Themen Finanzen und Short-Selling. 

Fazit – Florian Homm

Florian Homm hat in seiner Zeit als Hedgefondsmanager viel Geld verdient und durch umstrittene Deals und Methoden viele Menschen gegen sich aufgebracht. Heute polarisiert Homm nicht mehr so stark, vertritt bezüglich Investments aber immer noch die Total Return Strategie, die auch Short-Positionen beinhaltet. 

Sein Börsenbrief eignet sich vor allem für Anleger, die bereits etwas Geld zur Verfügung haben und sich den Chancen und Risiken der Total Return Methode bewusst sind. Besonders kleine Anleger können das Beispieldepot nicht 1:1 nachbilden, da die Transaktionskosten im Verhältnis zum Handelsvolumen zu hoch wären. 

Wer sich tiefer mit der Person Florian Homm auseinandersetzen und von seinem umfangreichen Fachwissen profitieren möchte, findet auf YouTube viele gute Videos von und mit Florian Homm. Zu empfehlen sind z.B. die Interviews von Tim Gabel, Frag einen Milliardär von Hyperbole und natürlich der gesamte Kanal von Homm selbst.


FAQ – Häufig gestellte Fragen

Wer ist Florian Homm?

Florian Homm ist ein ehemaliger deutscher Fondsmanager und gehörte zu den 300 reichsten Deutschen. Besonders bekannt wurde er durch seine aggressiven Investitionen in Short-Positionen, die Rettung von BVB-Dortmund und sein plötzliches Verschwinden 2007. Heute hat sich Florian Homm eine große Reichweite auf Social Media aufgebaut, wo er Inhalte zu wirtschaftlichen Themen und seiner Vergangenheit produziert und seinen Börsenbrief vermarktet.  

Warum wurde Florian Homm verhaftet?

Homm wurde wegen des Verdachts auf Marktmanipulation und Betrug verhaftet. Er soll u.a. die Werte von minderwertigen Wertpapieren künstlich in die Höhe getrieben und dann zum richtigen Zeitpunkt verkauft haben. 

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