Immer mehr Kunden bestellen Produkte im Internet und lassen sich diese bequem nachhause liefern. Sollte die Ware defekt sein, nicht passen oder nicht gefallen, kann diese innerhalb von 14 Tagen zurückgesendet werden. Das führt zu Millionen von Kundenrücksendungen jedes Jahr. 2018 waren es bereit 280 Millionen. Mit über 50 % Umsatzanteilen am deutschen E-Commerce und dem Status des kundenfreundlichsten Unternehmens, trägt Amazon einen großen Teil dazu bei. Dadurch entsteht neben dem Verkauf von neuer Waren über Amazon FBA ein weiteres Geschäftsfeld – der Handel mit Retouren.
Bei einer Umfrage kam heraus, dass die Gründe für Rücksendungen sehr unterschiedlich sind und meist nichts mit defekter Ware zu tun haben. Nur 41 % Befragten gaben an, Produkte aufgrund eines Defekts zurückgeschickt zu haben. Die anderen Gründe sind unpassende Maße, schlechte Verarbeitung, Ware nicht wie beschrieben oder Fehlkauf. Für Händler entstehen dadurch natürlich ein Problem. Zum einen werden Retouren von den Kunden so behandelt, dass sie häufig nicht mehr als NEU verkauft werden können, zum anderen entstehen den Händlern durch Rücksendungen Kosten, sodass sich der reguläre Wiederverkauf teilweise nicht mehr lohnt.
Gerne werden Produkte mit Gebrauchsspuren oder leichtem Defekt daher häufig gebündelt auf Paletten an Restpostenhändler verkauft. Bei solchen Posten spricht man auch von B-Ware, also von Produkten, die nicht mehr ganz ihrem Neuzustand entsprechen. Eine leicht beschädigte Verpackung, führt manchmal schon zu dieser Klassifizierung. Der Vorteil an diesen Produkten ist, dass ihre Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt ist, die Einkaufskosten jedoch sehr gering sind, da der Händler die Ware nicht wieder als neuwertig verkaufen kann. Eine gute Geschäftsmöglichkeit für Händler und Reseller.
Reselling ist ein Geschäftsmodell, das den An- und Verkauf von Produkten aller Art bezeichnet. Meistens handelt es sich dabei um Restposten, Gebrauchtware und Retouren, bei entsprechendem Wachstum auch Großhandelsware. Der Vorteil daran ist, um mit Reselling zu starten, braucht man theoretisch kein Startkapital, da es auf Ebay-Kleinanzeigen genug zu verschenken Artikel gibt, mit denen man loslegen kann. Optimal ist natürlich, wenn man bereits Geld zur Verfügung hat und schneller in Retouren und Restposten investieren kann.
Dieser Artikel richtet sich an alle, die nach einer Möglichkeit suchen, mit wenig Startkapital im E-Commerce durchzustarten oder bereits im Reselling aktiv sind, sich aber für Retouren und Restposten interessieren. In den ersten Abschnitten wird es zunächst um das Geschäftsmodell Reselling allgemein gehen, bevor konkret auf den Handel mit Retouren von Amazon eingegangen wird. Nach diesem Artikel wird man wissen, wo es Retouren zu kaufen gibt, wie man das Verkaufspotenzial auf Ebay und Amazon genau ausrechnet und Produkte gewinnbringend einstellt. Dem Erfolg als Reseller steht mit dieser Anleitung also nichts mehr im Wege!
Ergänzend zu diesem Thema gibt es auf diesem Blog noch einen anderen Artikel, den man als angehender Reseller auf jeden Fall lesen sollte. Darin geht es noch mal detaillierter um das Geschäftsmodell an sich inkl. wichtiger Punkte wie Lagerbestandsmanagement, Skalierung oder Steuern: Reselling: So verdient man als Reseller Geld!
Voraussetzungen für Reselling
Wie für jedes andere Geschäftsmodell auch braucht man als Reseller ein angemeldetes Gewerbe. Damit einher geht auch die steuerliche Registrierung beim Finanzamt, durch die man eine Steuernummer und ggf. eine Umsatzsteuer ID erhält. Als Verkäufer auf Marktplätzen wie Ebay oder Amazon braucht man unbedingt beides, da eine gültige Umsatzsteuer ID seit Juli 2021 verpflichtend für jeden gewerblichen Händler ist. Die Kleinunternehmerregelung darf man aber trotzdem beanspruchen.
Durch die Kleinunternehmerregelung ist man von der Umsatzsteuer befreit, muss diese auf seinen Rechnungen also nicht ausweisen und an das Finanzamt abführen. Ist man kein Kleinunternehmer, fallen auf den Verkaufspreis immer 19 % Umsatzsteuer an. Gleichzeitig bekommen Kleinunternehmer man die Ust. nicht zurückerstattet, wenn sie geschäftliche Investitionen tätigen. Kauft man also Ware im Wert von 1.000 € Netto, müssen noch 190 € draufgezahlt werden, die man nicht zurückerstattet bekommt. Je nach Geschäftsmodell kann sich die Kleinunternehmerregelung also lohnen oder nicht. Folgendes lässt sich für Reselling festhalten:
- Wer Kapital zur Verfügung hat und Retourenpakete einkaufen möchte, sollte gleich auf die Kleinunternehmerregelung verzichten. Bei 100 – 300 € Umsatzsteuer pro Warenbestellung kommt einiges zusammen.
- Wer ohne viel Kapital startet und Gebrauchtware auf Flohmärkten oder Kleinanzeigen kauft, kann von der Kleinunternehmerregelung profitieren, da die Marge pro Verkauf so deutlich höher ist und keine USt. gezahlt wird.
Wie man ein Gewerbe anmeldet und den Bogen zur steuerlichen Erfassung richtig ausfüllt, wird in diesem Artikel erklärt: Eigenes Unternehmen gründen: Von der Geschäftsidee bis zur Umsetzung
Um seine Produkte später auch verkaufen zu können, braucht man einen Account bei Ebay und Amazon Seller Central. Hierbei handelt es sich um die zwei größten Marktplätze, weshalb unbedingt beide bedient werden sollten. Gerade für Amazon Retouren ist der Amazon Marketplace natürlich relevant. Für die Registrierung braucht man eine Kreditkarte, die Gewerbeanmeldung und seine Umsatzsteuer ID. Zu empfehlen ist zudem ein Geschäftskonto, um alle geschäftlichen Transaktionen an einem Ort zu verwalten, und dem Steuerberater am Ende des Jahres die Arbeit zu erleichtern. Geschäftskonten gibt es entweder bei den klassischen Hausbanken oder extra darauf spezialisieren Online-Banken wie z.B. N26. Hausbanken sind in der Regel jedoch etwas teurer.
Was braucht man für Reselling?
Die bürokratischen Voraussetzungen sind zwar geklärt, aber natürlich gibt es noch ein paar Vorbereitungen, die speziell für Reselling gelten. Sollte man sich auf Amazon nicht an das ursprüngliche Listing anhängen, zählt zu den eigenen Aufgaben, die Retouren ansprechend zu präsentieren. Für den Start reicht dabei folgende Ausstattung aus. Sollte man mit Retouren mehr Umsatz machen oder immer wieder das gleiche Produkt verkaufen, ist die Investition in professionelle Produktbilder ratsam.
- Kamera oder Handy: Produktbilder sind das A und O für die Conversion-Rate im E-Commerce. Eine Kamera oder ein Handy mit sehr guter Kameraqualität sollte daher unbedingt vorhanden sein.
- Fotobox: Fast wichtiger als die technische Qualität ist das Setting. Es macht einen riesigen Unterschied, ob das Produkt auf einem Tisch, vor einer Wand oder in einer professionellen Fotobox geschossen wurde. Diese ermöglicht Produktbilder, in denen das Produkt bei ausreichender Belichtung vor einheitlich weißem Hintergrund präsentiert wird. Weiters können die Produkte über Tools wie Canva leicht freigestellt werden.
- Drucker: Am Anfang ist ein Drucker vielleicht noch nicht so wichtig. Sobald man jedoch regelmäßig Verkäufe erzielt kann der Workflow damit sehr beschleunigt und vereinfacht werden. Versandetiketten lassen sich bei Amazon und Ebay direkt kaufen und ausdrucken. Ohne Drucker müssen die Sendungen selbst beschriftet und zur Post gebracht werden, wodurch zusätzlich ein höherer Buchhaltungsaufwand entsteht (Belege in Papierform einscannen und einsortieren).
Unterschätzte, aber sehr wichtige Voraussetzungen für Reselling und besonders den Handel mit Retouren, sind Zeit und Platz. Wenn gleich ganze Retouren Paletten gekauft werden, können diese viel Raum einnehmen und müssen irgendwo untergebracht werden. Ein Keller oder ein zusätzlicher Lagerraum sind daher von großem Vorteil. Ebenso wichtig ist Zeit, denn Reselling verursacht am Anfang einen enormen Zeitaufwand. Bei Retouren kommt sogar noch ein Schritt hinzu, denn oft weiß man vorher nicht, welche Produkte genau in der Sendung enthalten sind und muss nach dem Auspacken jedes Produkt recherchieren und den Zustand überprüfen. Passende Produktfotos, Fotobearbeitung, Einstellen und Versand sind ebenfalls Aufgaben, die ohne entsprechendes Equipment oder Mitarbeiter erstmal viel Zeit kosten.
Amazon Retouren kaufen: Nischenrecherche
Wer Produkte unter eigener Marke verkauft oder einen eigenen Online-Shop gründet, sollte sich auf ein bestimmtes Thema fokussieren. Im Reselling kann man das genauso machen und z.B. einen Shop für Angelzubehör auf Ebay aufbauen. Am Anfang ist das jedoch wenig zielführend, da man zum einen keine Bestandskunden hat, und zum anderen viel Potenzial liegen lässt, wenn man ausschließlich nach Angelausrüstung sucht. Um am Anfang wirklich Gas geben zu können, sollte man alle guten Angebote mitnehmen, egal um welchen Produktbereich es sich handelt. Kunden suchen auf Marktplätzen nicht nach Shops, sondern nach einzelnen Produkten. Vielen ist es daher ziemlich egal, welche anderen Artikel der Shop noch im Sortiment hat. Das ist einer der Vorteile am Reselling: Man kann wirklich alles verkaufen und sein Angebot breit diversifizieren.
Trotzdem ist es hilfreich, wenn man sich auf Produkte spezialisiert, mit denen man sich auskennt. So erkennt man viel besser gute Einkaufsmöglichkeiten, kann Produkte ggf. aufwerte, reparieren und bessere zielgruppenorientierte Texte schreiben. Besonders der Verkauf von komplexeren Geräten erfordert gewisses Know-how, um den genauen Zustand zu bestimmen und auf Kundenanfragen korrekt antworten zu können.
Plattformen für Retouren
Beim Reselling mit Retouren, sollte man sich nicht nur auf Amazon Rücksendungen konzentrieren, sondern auch andere Anbieter in Betracht ziehen. Man bezieht seine Waren ohnehin nicht vom Verkäufer direkt, sondern von größeren Zwischenhändlern, die sich allgemein auf Restposten, Insolvenzen und Retouren spezialisieren. Dort werden die Produkte in der Regel gebündelt als Paletten gekauft, über deren genauen Inhalt man sich im Voraus nicht im Klaren ist. Das ist natürlich ein Risiko, da es sich bei den Produktbildern um Symbolbilder und nicht die exakte Retouren Palette handelt. Besonders vorsichtig sollte man bei kleineren Retourenpaketen auf Ebay oder Ebay Kleinanzeigen sein, da diese oft selbst von Resellern verkauft werden, die sich die besten Produkte bereits herausgenommen haben und nur noch die Reste verwerten.
1. Resposten.de
Eine der bekanntesten Anbieter für Posten und Retouren ist Restposten.de. Hier findet man wirklich so ziemlich alles zu sehr günstigen Preisen. Die Angebote sind in verschiedene Kategorien sortiert. A-Ware steht für neuwertige Produkte, 1B-Ware für Artikel mit kleinen Schönheitsfehlern und B-Ware für Produkte mit sichtbaren Mängeln und ggf. sogar Nutzungseinschränkungen. Besonders relevant für den Kauf von Retouren sind die Kennzeichnungen B/C und C. B/C bedeutet, dass die Retouren Palette beschädigte Waren enthalten kann, aber nicht unbedingt muss. Offensichtlich defekte Artikel werden im Vorfeld aussortiert. Damit ist der Anteil an defekten Waren deutlich geringer als bei C-Ware. Trotzdem unterliegt B/C-Ware einem gewissen Risiko, das Restposten.de wie folgt beschreibt:
“Der gewerbliche Einkauf von B/C-Waren, vorgeprüften Retouren, vorsortierter Palettenware bzw. „Retourenware mit ON/OFF Schnellprüfung” ist immer eine Art Glücksspiel für den Käufer. In schlechten Gebinden kann der Anteil der Defekten trotzdem bei nahezu oder sogar 100 % liegen, sodass neben dem Verlust des Einkaufspreises noch zusätzliche Entsorgungskosten für den Händler anfallen, da z.B. in einer ON/OFF Schnellprüfung zwar offensichtliche Defekte aussortiert werden, die Artikel aber wegen weitergehender, hierbei nicht erkennbarer Mängel trotzdem nicht nutzbar oder veräußerbar sind.”
Restposten.de
Bei C-Ware handelt es sich um unsortierte Retourenpakete, in denen jeder Zustand enthalten sein kann. Sofern A-Ware vorher entnommen wurde, muss das in der Produktbeschreibung gekennzeichnet werden. Man sollte aber bedenken, dass in Mischpaletten mit C-Ware häufig Produkte enthalten sind, deren Sortierung oder Aufbereitung nicht lohnt. Das betrifft vor allem günstige Produkte wie z.B. Textilien, Modeschmuck oder nicht technische Alltagsgegenstände.
Um auf Restposten.de zu den entsprechenden Angeboten zu gelangen, einfach in der Suchleiste nach Retouren suchen oder innerhalb der Kategorien zu Palettenware navigieren. Die verschiedenen Angebote werden auch ohne Registrierung angezeigt. Sobald man jedoch etwas kaufen bzw. einen Verkäufer kontaktieren möchte, braucht man eine kostenpflichtige Mitgliedschaft. Für Käufer gibt es dafür zwei Möglichkeiten: einmal das 4-monatige Abo für 69,90 € und einmal das Jahresabo für 99 € insgesamt. Die Investition in eine bezahlte Mitgliedschaft lohnt sich natürlich nur, wenn man in diesem Zeitraum auch wirklich was kauft (Mindestbestellmengen beachten).
2. Merkandi
Merkandi ist wahrscheinlich weniger bekannt als Restposten.de, hat aber fast doppelt so viele Mitglieder und bietet ein internationales Produktangebot. Die verschiedenen Angebote sind ebenfalls in A, B und C-Waren aufgeteilt und lassen sich dann noch einmal in Großhandel, Restposten und Auktionen unterteilen. Somit kann man seine Suche etwas besser differenzieren und gezielter nach bestimmten Angeboten suchen. Auktionen sind ebenfalls eine sehr gute Möglichkeit, sehr günstig an Waren zu kommen. Für zahlende Mitglieder gibt es zusätzliche Features wie ein Verkäuferverzeichnis und die Blacklist.
Das Verzeichnis ist eine Art Liste mit seriösen Großhändlern, auf die man vollen Zugriff bekommt. Auf der Blacklist stehen hingegen Geschäftspartner, mit denen andere Seller nicht so gute Erfahrungen gemacht haben. Gerade am Anfang sind diese beiden Funktionen aber noch nicht besonders wichtig. Da die Mitgliedschaft bei Merkandi auch etwa 100 € pro Jahr kostet, sollte man sich zum Start am besten für eine Plattform entscheiden. Restposten hat den Vorteil eines günstigeren 4-Monatsabos, während Merkandi eine größere Produktauswahl bietet.
3. Ebay & Ebay Kleinanzeigen
Wer noch sehr wenig Startkapital zur Verfügung hat, wird auf den oben genannten Profi-Plattformen vermutlich nicht sehr weit kommen. Palettenpreise liegen meist im dreistelligen Bereich und oft erwarten die Lieferanten gewisse Mindestbestellmengen. Reicht das Kapital nicht, kann man sich auch mal auf B2C-Marktplätzen wie Ebay oder Ebay Kleinanzeigen umschauen. Hier sollte man aber besonders wachsam sein, da sich auf Ebay viele Reseller tummeln, die schlecht verkäuflichen Einzelstücke als Retourenposten oder Überraschungskiste vermarkten.
Bei solchen Angeboten sollte man sich auf jeden Fall die Kundenbewertungen durchlesen. Unter den Rezensionen sieht man immer genau, was der Kunde gekauft hat. So erkennt man direkt, ob sich der Posten lohnen könnte oder nicht. Eine andere gute Möglichkeit ist, sich einmal den Shop des Händlers anzuschauen. Werden neben den Retourenposten viele Einzelstücke gebraucht angeboten, könnte es gut sein, dass es sich um einen Reseller handelt, der die guten Waren im Vorfeld herausnimmt und den Rest als Posten verkauft.
Auf Ebay gibt es aber auch viele Einzelangebote, bei denen die exakten Waren auf den Produktbildern dargestellt werden. Die meisten davon findet man unter den Auktionen als Restposten, Retourenwaren, Konvolut, Sammlung, Flohmarkt-Kiste oder Dachbodenfund. Die letzten zwei Suchbegriffe gehen eher in die antiquarische Richtung. Der Vorteil an Angeboten mit richtigem Bild ist, dass man genau überprüfen kann, ob Produkte mit Potenzial enthalten sind. Wie man das macht, wird im nächsten Abschnitt beschrieben.
Wichtig: Auf Ebay haben sowohl B2B, als auch B2C-Kunden die Möglichkeit mitzubieten. B2C-Kunden werden die Waren vielleicht selbst nutzen oder auf Ebay-Kleinanzeigen bzw. dem Flohmarkt verkaufen. Dadurch ist ein für B2B-Kunden nicht mehr rentabler Preis für B2C-Kunden jedoch immer noch ein Schnäppchen. Posten in Form von Auktionen können daher schnell mal etwas mehr kosten. Aus diesem Grund vorher immer genau kalkulieren, bis zu welchem Preis sich der Einkauf lohnt. Nicht vergessen, als Reseller zahlt man ggf. noch Umsatzsteuer und Marktplatzgebühren für jeden Artikel, den man selbst verkauft. Dadurch wird die Marge ziemlich geschmälert.
Risiko bei Retouren
Das Risiko beim Kauf von Retouren wurde ja bereits einige Male erwähnt. Man weiß nie so genau, was eigentlich in den Paketen enthalten ist und sofern es sich nicht um Marken oder höherpreisige Artikel handelt, ist der Online-Verkauf nicht leicht. Aber muss man im Reselling überhaupt Retouren verkaufen? Nicht unbedingt! Auf den oben erwähnten Seiten gibt es nämlich auch Restposten bzw. Großhandelsware, bei der man die genauen Artikel schon kennt. Dabei handelt es sich nicht um Retouren, sondern ganz normale Produkte in höherer Stückzahl. Da man das Potenzial der Produkte schon kennt, ist das Risiko entsprechend kleiner. Gerade am Anfang sollte man sein Geld nicht direkt in teure Überraschungspakete stecken. Wie Restposten.de schon beschreibt, sind Mischpaletten eine Art Glücksspiel für Händler. Am besten also nicht direkt das ganze Geld in Waren investieren, die sich ggf. nicht verkaufen werden.
Verkaufspotenzial ermitteln
Bei Retouren wird dieser Schritt durchgeführt, nachdem man die Ware erhalten hat und das Potenzial der einzelnen Produkte prüft. Entdeckt man ein gutes Angebot, dessen genauer Inhalt schon bekannt ist, kann man das Potenzial vorher ermitteln und das Risiko eines Fehlkaufs enorm schmälern. Auch wenn man später ggf. auf Amazon und Ebay verkauft, nutzt man für die Recherche erstmal nur die Plattform Ebay. Der Grund dafür ist, dass Ebay für Reselling ein unverzichtbarer Marktplatz ist und viele Informationen über Produktnischen und Konkurrenz automatisch bereitstellt. Die Marktrecherche wird nochmal am Beispiel von folgendem Ebay-Angebot durchgeführt.
1. Tabelle erstellen: Welche Produkte werden überhaupt verkauft? Am besten notiert man sich erstmal alle Produkte in einer Excel Tabelle. Die wichtigen Details sollte man dazuschreiben.
2. Basisrecherche: Jetzt sucht man auf Ebay nach den einzelnen Produkten. Falls man das genaue Produkt nicht findet, einfach nach der allgemeinen Produktbezeichnung. Für Sekey Picknickdecke gibt es z.B. keine Ergebnisse, also wird nochmal nach Picknickdecke gesucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Preisniveau ist ziemlich gering.
3. Verkaufte Artikel anzeigen: Oben rechts neben der Suchleiste befindet sich der Schriftzug erweitert. Dort können weitere Sucheinstellungen getroffen werden. Es öffnet sich eine neue Seite mit mehreren Feldern zum Ankreuzen. Um sich alle kürzlich verkauften Angebote anzeigen zu lassen, klickt man unter In Suche einschließen auf Verkaufte Artikel.
Jetzt werden einem alle verkauften Produkte chronologisch nach Datum angezeigt. Das ist eine enorm mächtige Funktion, da man das Potenzial von Produkten bereits im Vorfeld ziemlich genau bestimmen kann. Die Ergebnisse in diesem Beispiel zeigen, von den sehr günstigen Angeboten wurden fast keine verkauft. Kunden sind also bereit 15-20 € für eine Picknickdecke auszugeben und bevorzugen sogar einen höheren Preis (ggf. aufgrund der Erwartung einer höheren Qualität). In den Suchergebnissen schaut man nun nach möglichst ähnlichen Produkten und kann dann mit Schritt 4 weitermachen.
4. Verkaufspreis ermitteln: Bei Produkten, die nicht 1:1 so auf Ebay verkauft werden, muss man etwas intuitiver vorgehen. Das obige Bild zeigt die Decke aus dem Restposten-Angebot. Man kann zwar nicht viel erkennen, sieht aber die Form und ein bisschen vom Material. Ähnliche Picknickdecken sind für 15-20 € weggegangen. Da man die genauen Spezifikationen der eigenen Decke nicht kennt, sollte man jedoch etwas konservativer kalkulieren. Ein Preis von 12,99 € wäre für die Rechnung z.B. angemessen. Dasselbe macht man jetzt mit allen anderen Produkten aus der Liste.
Produktkalkulation
Jetzt weiß man, wie viel Geld man ungefähr mit den Produkten umsetzen wird. Anhand dieser Daten führt man eine Produktkalkulation durch, um den max. Biet-Betrag oder die Marge zu errechnen. Das ist einer der wichtigsten Schritte, um Fehlkäufe zu vermeiden. Für die Kalkulation erstellt man sich am besten wieder eine Excel-Tabelle, um die Marge in Zukunft schneller auszurechnen.
- Umsatzsteuer: 19 % vom Umsatz müssen als Einzelunternehmer ohne Kleinunternehmerregelung abgegeben werden. Bei 105,94 € wären das etwa 16,92 €. Bei der Berechnung darf man nicht den Fehler machen, einfach 19 % von 105,94 € zu berechnen. Die Umsatzsteuer wird ja auf einen Nettopreis berechnet und ist in den 105,94 € (dem Bruttopreis) schon enthalten. Man teilt also 105,94 € durch 1,19 € und erhält damit den Nettopreis (89,02 €). Die Differenz zwischen 89,02 € und 105,94 € ist die Umsatzsteuer. Um das nicht jedes Mal manuell ausrechnen zu müssen, kann man auf Excel folgende Formel verwenden: Ust. = Feld VK/1,19*19%
Achtung: Auch der Umsatz durch Versandkosten muss mit 19 % besteuert werden. Die obigen Artikel sind alle relativ groß und müssen wahrscheinlich als Paket verschickt werden (ca. 5 € pro Sendung). Das sind dann also ca. 5 € Umsatzsteuer obendrauf.
- Gebühren: Für den Verkauf auf Ebay fallen Verkäufergebühren an. Diese unterscheiden sich je nach Kategorie und Verkaufspreis. Wenn man viele gleiche Artikel unter einem Listing verkaufen möchte, sollte man die Verkaufsgebühr ganz genau ausrechnen. Wie das geht, wird in diesem Artikel beschrieben: Ebay Verkäufer werden: Anleitung zum Erfolg auf dem Marktplatz. Für die grobe Kalkulation mehrerer verschiedener Artikel lohnt sich der Aufwand jedoch nicht. Hier kann man mit einem Wert von 12 % rechnen. Dieser wird direkt auf den Verkaufspreis angewendet. In dem Fall wären das ca. 12,71 €.
Wichtig: Bei kostenlosem Versand müssen die Versandkosten in den Verkaufspreis integriert werden. Jeder Artikel kostet also etwa 5 € mehr. Da Verkaufspreis und Versandkosten dann nicht mehr getrennt sind, zahlt man zusätzlich Ebay-Gebühren auf die Versandkosten. Ob man das so macht, bleibt aber jedem selbst überlassen.
- Verpackung: Da man als Reseller alle Produkte selbst lagert, verpackt und verschickt, braucht man entsprechend Verpackungsmaterial. Dieses muss zunächst eingekauft werden und beeinflusst daher die Marge eines Produkts. Sofern man noch kein Material gekauft hat, kann man von etwa 0,20 € pro Maxibrief und 0,50 € für ein Paket ausgehen. Das spielt bei groben Berechnungen ebenfalls keine große Rolle, ist bei günstigen Artikeln in großen Mengen jedoch sehr wichtig.
Zieht man Umsatzsteuer, Gebühren und Versand vom Verkaufspreis ab, kommt man auf 68,31 €. Das ist der Betrag, den man voraussichtlich wieder zurück bekommt und für Reinvestitionen verwenden kann. Da es sich im Beispiel um eine Auktion handelt, kennt man den genauen Ankaufspreis noch nicht. Aktuell liegt dieser bei 33,50 €, was einem Gewinn von 34,81 € entsprechen würde. Jetzt kann man selbst entscheiden, wo die persönliche Mindestgrenze für einen Gewinn liegt und entsprechend lange mitbieten.
Retouren verkaufen: Angebote auf Ebay oder Amazon
Ebay und Amazon sind die zwei größten Marktplätze und eignen sich gut den Verkauf von Retouren oder anderen Artikeln. Dennoch sind beide Plattformen völlig verschieden, weshalb sich auch nicht jedes Produkt auf beiden Seiten einstellen lässt. Da der Aufwand bei Amazon jedoch so gering ist, schadet es nicht (sofern möglich) seine Waren dort ebenfalls anzubieten. Aber was ist der genaue Unterschied zwischen Ebay und Amazon?
Amazon funktioniert wie ein großer Online-Shop mit eigenem Produktkatalog. Das heißt, für jedes Produkt gibt es nur ein Angebot (Listing), unter welchem aber viele Händler verkaufen können. Verkauft man also Produkte einer anderen Marke, z.B. einen Bosch Akkuschrauber, erstellt man kein eigenes Angebot, sondern hängt sich mit einem Klick an die bereits vorhandene Produktseite. Der Vorteil ist, man hat überhaupt keinen Aufwand und muss abgesehen vom Preis nichts eintragen (keine Bilder, keine Texte etc.). Das ist aber auch ein Nachteil, denn gerade bei bekannten Produkten und Marken gibt es unzählige Verkäufer, die unter demselben Angebot verkaufen. Die Buy-Box hat jedoch nur ein Seller, und zwar meistens der, mit dem günstigsten Preis. Dadurch entsteht ein Preiskampf innerhalb der Listings. Dieser Akkuschrauber wird beispielsweise von 86 Sellern angeboten.
Ebay ist immer noch der klassische Marktplatz, auf dem jeder Seller sein eigenes Listing hat und damit leichter aus der Masse herauszustechen kann. Neben Preis spielen also gute Produktbilder, Verkaufstexte und Bewertungen eine wichtige Rolle. Weiterhin gibt es die Möglichkeit, Werbung auf seine Listings zu schalten oder Mengenrabatte anzubieten. Dazu kommt, dass Ebay immer noch bekannt für den Handel mit Gebrauchtwaren ist. Auf Amazon gibt es zwar auch gebrauchte Produkte, allerdings haben diese keinen so hohen Stellenwert. Wer Gebrauchtware kaufen möchte, ist bei Ebay besser versorgt als im Vergleich bei Amazon.
Bevor man seine Produkte auf den beiden Plattformen anbieten kann, braucht man ein Verkäuferkonto. Dafür ist die Umsatzsteuer ID zwingend erforderlich, bei Amazon ebenfalls eine Kreditkarte. Ist dieser Schritt erledigt, kann man seine ersten Artikel hochladen. Bei Ebay empfiehlt es sich, einen Shop zu eröffnen, da man somit von weiteren Marketingmöglichkeiten profitiert und Kunden die Möglichkeit haben, dem Shop zu folgen. Die Kosten für das Betreiben eines Basisshops liegen bei etwa 39 € monatlich. Auf Amazon kann man erstmal im Basistarif verkaufen, zahlt also monatlich keine Gebühren. Sobald sich das Verkaufsvolumen erhöht, lohnt sich der Professional Tarif für ebenfalls 39 €.
Den Einstellprozess und die Einrichtung des Verkäuferkontos detailliert zu erklären, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Es gibt jedoch den bereits erwähnten Ebay Artikel mit einer genauen Anleitung. Nachfolgend nochmal zusammengefasst ein paar wichtige Punkte für das Einstellen von Artikeln:
- Der Titel ist der wichtigste SEO-Faktor. Keywordrecherche ist hier wichtig.
- Untertitel, Galerie + oder eine zweite Kategorie nicht bei Einzelstücken.
- Unbedingt die richtige Kategorie auswählen (ggf. bei Konkurrenz prüfen).
- Ehrliche Zustandsbeschreibung formulieren, um Retouren zu vermeiden.
- Mindestens zwei freigestellte Bilder vor weißem Hintergrund hochladen.
- So viele Artikelmerkmale ausfüllen wie möglich. Wichtig für Ebay SEO.
- Optisch ansprechende Beschreibung über Ebay HTML Vorlage erstellen.
- Kostenlose Rückgabe und Preisvorschlag aktivieren (das mag Ebay).
Die Einstellung auf Amazon geht wesentlich schneller, funktioniert aber nur, wenn das Produkt bereits auf der Plattform angeboten wird. Im Seller Central über Lagerbestand >> Produkt hinzufügen öffnet sich ein Suchfeld, in welches man die EAN Nummer des Produkts eintragen kann. Sollte der Artikel bereits auf Amazon gelistet sein, erscheint anschließend das Listing.
Wird das Produkt noch nicht auf Amazon angeboten, braucht man es dort auch nicht einzustellen. Der Aufwand wäre im Verhältnis zu den relativ geringen Verkaufschancen viel zu groß. Sobald dann ein Produkt auf Ebay oder Amazon verkauft wurde, wird man benachrichtigt und kann direkt über die Plattform ein Versandlabel kaufen und ausdrucken. Den Beleg von der Post sollte man unbedingt aufheben, da dieser für die Buchhaltung und ggf. auch die Sendungsverfolgung wichtig ist.
Bei Paketen oder teureren Artikeln ist die Sendungsverfolgung kein Problem, bei kleinen und niedrigpreisigen Waren jedoch schon, da man den Versand mit Sendungsnummer extra dazubuchen muss. Dadurch wird der Versand natürlich teurer, was Kunden vielleicht vom Kauf abhält. Verschickt man jedoch ohne Sendungsnummer und der Brief geht verloren, ist man als Verkäufer im Nachteil und muss den Kaufpreis zurückerstatten. Die beste Lösung ist, versicherten Versand als zusätzliche Option mit in das Listing aufzunehmen. Es passiert auch wirklich nicht oft, dass eine Sendung ganz verloren geht und man den vollen Betrag erstatten muss.
Fazit – Handel mit Amazon Retouren
Reselling ist ein sehr zeitaufwendiges und ortsgebundenes Geschäftsmodell, welches sich jedoch für den Einstieg in den E-Commerce ohne viel Startkapital eignet. Markenprodukte, Schnäppchen, Sammlerstücke oder Retouren sind alles Waren, die man zum Teil günstig auf Flohmärkten oder Online-Marktplätzen wie Restposten.de, Merkandi oder Ebay kaufen kann.
Ob sich das Geschäftsmodell langfristig eignet, hängt ganz von den eigenen Zielen ab. Bis man Mitarbeiter einstellen und Prozesse automatisieren kann, sodass das Geschäft ohne einen selbst funktioniert, werden wahrscheinlich ein paar Jahre mit sehr hohem Arbeitsaufwand vergehen. In dieser Zeit wird es schwer, seinen Standort über längere Zeit zu verlassen oder anderen Tätigkeiten nachzugehen.
Tipp: Wer ortsunabhängig arbeiten und schnell skalieren möchte, kann, sobald das Startkapital vorhanden ist, z.B. zu Amazon FBA wechseln. Das bedeutet, dass man eigene Produkte entwickelt, unter eigener Marke auf Amazon verkauft und von Amazon lagern, verpacken und verschicken lässt. Mehr dazu hier: Amazon FBA Erfahrungen: Die ersten 10.000 € Gewinn im Monat
Anstatt sich nur auf Retouren zu konzentrieren, sollte man alle Möglichkeiten im Reselling voll ausnutzen. Retouren haben zwar Potenzial, stellen aber auch immer ein gewisses Risiko dar, weshalb man nicht sein ganzes Startkapital in solche Angebote investieren sollte. Dazu kommt, dass große Posten schon ein gewisses Kapital erfordern und auch Lagerplatz benötigen. Erst wenn diese Voraussetzungen gegeben sind, macht es Sinn, sich auf einer der beiden großen Plattformen zu registrieren.
Der beste Tipp für Anfänger: Auf Haushaltsauflösungen, Flohmärkten und Kleinanzeigen findet man meistens die günstigsten Angebote für den Start mit Reselling. Bevor es losgeht aber nicht vergessen, den großen Artikel zu diesem Thema durchzulesen. Dort wird auch nochmal explizit auf die besten Produkte für Reselling eingegangen: Reselling: So verdient man als Reseller Geld!
FAQ – Häufig gestelllte Fragen
Amazon Retouren mit dem Status B-Ware, findet man vor allem auf Großhandelsmarktplätzen wie Merkandi oder Restposten.de.
Amazon Retouren kann man sehr einfach wieder auf Amazon verkaufen, indem man sich unter das Listing hängt und den Zustand auf gebraucht setzt. So können sich Kunden entscheiden, ob sie das Produkt lieber im neuen oder gebrauchten Zustand kaufen möchten und ein paar Euro sparen. Gleichzeitig sollte man seine Produkte auf Ebay listen, da dort das Potenzial für gebrauchte oder leicht beschädigte Ware viel höher ist.
Das wichtigste ist, nicht zu viel im Einkauf zu bezahlen und den Händler genau zu überprüfen. Es kann passieren, dass sich Händler gute Artikel bereits im Vorfeld herausnehmen und selbst verkaufen oder die enthaltenen Produkte alle defekt sind. Dieses Risiko lässt sich stark reduzieren, indem man auf professionellen Marktplätzen wie z.B. Restposten.de einkauft, auf denen gewisse Richtlinien gelten.
Auch beim Handel mit B-Ware, ist ein Startkapital eine Voraussetzung, um Gewinne zu erzielen, die in einem attraktiven Bereich liegen. Trifft man eine Fehlentscheidung beim Kauf einer Retouren Palette, so kann es mühsam sein die Gebrauchtware loszuwerden. Im Vergleich zum Verkauf von Neuware, ist der Handel mit Retouren also definitiv mit mehr Aufwand verbunden. Der Handel mit Neuware lässt sich zudem wesentlich leichter automatisieren.